gesundheit

Wie es sich anfühlt, krank zu sein

Wie man sich fühlt, wenn die Leute sagen,

lebe dein Leben, mach es so wie es dich glücklich macht. Im gleichen Atemzug dir aber Ärzte, Therapeuten, Krankenkassen und der MDK sagen was du tun sollst. Zum Beispiel steh früh auf, geh früher zu Bett. Das hilft dir.

Nein es hilft mir nicht.

Dem ewigen Druck ausgesetzt sein.

Der Macht der Krankenkassen, Ärzten und so weiter ausgesetzt sein. Wenn du nicht tust was sie wollen, machen sie dir das Leben noch umso schwerer. Als wäre es für jemanden mit psychischen Problemen nicht schon schwer genug. Wir kämpfen jeden Tag, jede Nacht mit unseren Problemen. Die Gesellschaft, der wir uns ja anpassen sollen, hat null Verständnis für solche wie uns. Sie jagen uns von einem zum anderen, pumpen uns mit Tabletten voll oder schicken uns in zig Kliniken, aus denen viele wiederkommen und sich doch nicht besser fühlen. Oder denen gesagt wird, sie sind hier nicht am richtigen Ort, sie müssten in eine andere. Manchen geht es hinterher sogar noch schlechter. Viele wollen das gar nicht, aber sie müssen sich ja beugen. Denn wenn man es nicht tut, wird man als faul oder Hypochonder hingestellt. Ich finde das ist das Schlimme an der ganzen Sache.

Man schenkt uns keinen Glauben.

Jeder denkt man tut nur so. Als hätte man sich das alles ausgedacht oder gar eingebildet. Ja klar, ich habe mir bestimmt eingebildet vergewaltigt worden zu sein. Ich bilde mir Belästigung und Missbrauch alles nur ein. Wahrscheinlich habe ich es sogar gewollt, dass mir das alles passiert. Ist ja heutzutage ein Standardspruch.

Jeder hat mir immer gesagt und mich fühlen lassen,

ich wäre böse und ich würde nichts auf die Reihe kriegen. Wenn man das immer wieder, Jahr für Jahr eingetrichtert bekommt, glaubt man das irgendwann. Ich frage mich ganz oft, ob die Leute recht haben. Denn es zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Ja ich bin immer anders gewesen. Ich habe nie so einen durchorganisierten Tag gehabt. Mir gab man immer nur zu verstehen, dass ich nichts tauge.

Kann es nicht auch sein, dass ich schon vor langer Zeit aufgegeben habe?

Das ich mir gesagt habe, ich bin eh immer die Böse, es ist egal was ich tue? Es ist doch mein Leben, warum um alles in der Welt soll ich es so leben wie andere es tun? Vielleicht, will ich das ja gar nicht. Ach ja, ich wurde ja eigentlich nie gefragt, was ich will. Ich durfte immer nur, für andere da sein und wenn ich mal jemanden brauchte war ich allein. Nie hatte ich Hilfe. Bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz, Pflege meiner Oma, alkoholkranke Eltern, die man aushalten musste und all der andere Mist. Das sieht keiner und das will auch keiner sehen. Wer will das schon. Denn wenn sie es wüssten, müssten sie ja eventuell anders mit mir umgehen. So können sie doch einfach weiter draufhauen. Das ist doch viel einfacher.

Ich habe immer alleine gekämpft

und versucht das Beste draus zu machen. Aber wie macht man das? 17 Jahre alt, keinen Führerschein, kein Geld, du arbeitest in Schichten und bist darauf angewiesen, dass dich jemand abholt. Deine Eltern lassen dich aber stehen, denn der Alkohol ist ja wichtiger. Dann trampst du nach Hause, hast Glück, dass jemand aus deinem Ort anhält und dich mitnimmt. Zeitgleich willst du aber am liebsten im Erdboden versinken, weil die Leute so wieder über dich reden.

Was machst du, wenn du Angst hast,

dass deine Mutter wieder misshandelt wird, gehst du zur Arbeit oder bleibst du zu Hause? Da ist es klar, dass du nicht lange einen Job hast, denn deine Prioritäten liegen ganz woanders. Ich wollte nämlich nicht, dass meiner Mutter oder meiner Schwester was passiert. Alles andere habe ich hintenangestellt. Dadurch wirst du aber der Assi, der der nicht lange einen Job hat und somit auch kein Geld.

Das geht dann soweit,

dass du abends nach Hause kommst und dich Männer in der Einfahrt ansprechen und dich fragen, wieviel ich denn nehme pro Stunde?! Ja genau das habe ich erlebt. Ich bin in einem Dorf groß geworden und irgendwann wurde dann erzählt, ich würde anschaffen. Ich bin ja so dumm, ich könne ja nur damit Geld verdienen. Da fängst du dann wirklich an zu zweifeln. Das hat mich echt fertig gemacht und man kommt ja da nicht raus. Man muss ja weiterhin dort wohnen, also was machst du? Du lebst damit und frisst es in dich rein. Wie auch all die anderen Dinge und fühlst dich nur noch wie der letzte Dreck. Denn das muss ja so sein, andere sehen mich doch so. Oder nicht?

Das ich jahrelang,

mit meinen Erlebnissen und Gedanken allein war und ich es nie verarbeiten konnte, dass sieht keiner. Wie es mir damit geht, was ich durch gemacht habe, Schläge, Missbrauch und Vergewaltigung. Das hinterfragt keine Krankenkasse oder sonst wer. Denen ist nur wichtig, dass die nicht lange zahlen müssen. Keiner fühlt sich für Menschen wie uns zuständig. Keiner will uns haben. Du wirst nur von a nach b geschoben, weil es keiner versteht oder verstehen will. Dieses Verhalten führt dazu, dass wir uns nur noch schwächer und nutzloser fühlen. Dadurch zieht sich alles in die Länge und man will manchmal einfach nur aufgeben. Es gibt gute Tage und es gibt schlechte Tage, aber seit ich krank bin, hatte ich noch nicht einen einzigen Tag, an dem ich dem Druck nicht ausgesetzt war.

Du sollst dich morgens im Spiegel angucken und anlächeln!

Bitte was? Warum soll ich das tun? Soviel Mist den ich erlebt habe, ich bin ein so negativ denkender Mensch dadurch geworden. Meine Therapeutin will das nicht hören, denn dann kann sie nichts für mich tun. Also verstellt man sich wieder, in der Hoffnung sie kann mir helfen. Aber ich kann doch nichts für meine Negativität. Ich habe doch nur versucht zu leben und zu überleben.

An manchen Tagen, wenn ich in den Spiegel schaue kann ich nichts Positives sehen. Klar, ich lebe und habe ne Menge erlebt und bin dennoch am Leben. Habe nie aufgegeben, bin immer wieder aufgestanden, auch wenn ich immer wieder getreten wurde.

Manchmal sehe ich nur eine Versagerin.

Jetzt gibt’s Leute die sagen, du spinnst. Du hast ne Familie, du hast ein Haus, du hast viel erreicht. Ja, da bin ich auch stolz drauf, aber eine sogenannte Karriereleiter bin ich nie rauf geklettert. Die Chancen waren da, aber sie wurden dann teils von mir und teils von den Anbietern versaut.

Ich fühle mich wohl, wenn ich mich um meine Lieben kümmern kann, um den Garten und allem drum herum. Ja damit verdient man kein Geld, aber so ist es. Die Karriereleiter rauf zu klettern ist ja auch nur in meinem Kopf wichtig. Denn mein Kopf sagt mir, dass das in der Gesellschaft wichtig ist. Wichtiger als alles andere. Damit du gesehen und für voll genommen wirst. Ansonsten bist du NICHTS.

Also was soll ich der Frau morgens im Spiegel sagen?

Sei stolz auf dich, dass du das alles ausgehalten hast?

Sei stolz, auf das was du hast?

Ich weiß, Familie ist wichtiger als ein toller Job, dass weiß auch ich mittlerweile. Aber da merkt man erst, dass man älter wird. Da sind andere Werte wichtiger. Wird man aber so akzeptiert, wenn man so denkt? Mein Kopf sagt wieder NEIN und so fühle ich mich eben an manchen Tagen als Versagerin. Auch wenn es nicht so sein sollte, die Gedanken sind aber da.

Seit langem fällt es mir sehr schwer, Menschen zu vertrauen.

Ich weiß nicht, ob ich das jemals wieder kann. Dafür wurde mir zu lange, zu oft, zu weh getan. Meine Familie und mein Garten, mein Blog sind mir das Wichtigste im Moment – mein sicherer Hafen – mein Wohlfühlort. Auch wenn sie es nicht gerade einfach mit mir haben, an manchen Tagen.

 

Wie denkt ihr über die Anpassung an die Gesellschaft? Werdet ihr akzeptiert mit euren Krankheiten?

Schreibt mir, egal wo, ich freue mich und lasst mir nen Like da 😘💓

2 Kommentare

  • Schorr, Elisabeth

    Hallo.
    Hört sich nicht so gut an, dein Leben.
    Tut mir leid, das es dir so geht.
    Mein Leben ist auch nicht so gut.
    Ich habe keinen Ansatz und keine Kraft und Geduld mehr.
    Ich bin auch psychisch krank.
    Und bisher hat nichts geholfen und ich kriege auch keine richtigen Tipps.
    Manchmal wäre es schön, es würde einen Mal jemand Mal in den Arm nehmen.
    Wo man Vertrauen hat.
    Ich denke, das könnte schön sein.
    Ich weiss nicht, wie es ist, in den Arm genommen zu werden.
    Ich bin auch ein Nichts und meine Tage sind ein Nichts.
    Es ist nicht gut, schlechte Erfahrungen und Verleumdung zu erfahren.
    Ich möchte dir wünschen, das es dir auch mal stabil gut geht.
    Wünsch ich mir auch.
    Aber ich weiss nicht, ob es wird.
    Sei jedenfalls Mal lieb von mir umarmt.
    Tut mir leid, wie es dir geht und was du erlebt hast.
    Ich habe auch Vernachlässigung und sexuelle Gewalt erlebt und jetzt bin ich erst einmal seid vielen Jahren krank und ein Nichts und weiss nichts mit dem Leben und meinem Leben anzufangen.
    Dein Blog hat mich zutiefst berührt.
    Gut, das du darüber schreibst und schreiben kannst.
    Vielleicht hast du Lust, mir zu schreiben.
    Mir geht’s auch gerade nicht gut und das schon so viele Jahre.
    Ganz selten Mal, das es mir mal besser ist.
    Ich bin traurig, das manchen so traurige und schreckliche Dinge passieren.
    Schade.
    Das macht das ganze Leben kaputt
    Ich Krieg nichts gebacken und habe auch keine Lust zu was.
    Meine Kinder brauchen mich nicht mehr so viel und ich sehe sie Recht selten.
    Ich bin einsam und stumpfsinnig.
    Ich möchte mich freuen, aber es gelingt mir nicht.
    Ich schreib dir, weil du auch verwundet bist.
    Wäre schön, es gäbe noch Mal gute Tage und Glück.
    Karriere ist bestimmt nicht alles.
    Aber ich versteh dich.
    Ich geh auch nicht arbeiten.
    Ich weiss nicht, was ich will und was mir gut tut und ich kann mit meinem Spiegelbild garnichts anfangen und komme mir fremd und hässlich vor und nichtssagend.
    Keine Ahnung, wie man es macht, sich und das Leben und das eigene Leben zu mögen
    Jedenfalls weiss ich das bisher auch noch nicht.
    Du hattest schlechte Vorbilder um dich.
    Tut mir leid.
    Wieder ein Leben verkorxte und vertan.
    Ich möchte dir wuenschen, das du dich eines Tages leiden magst und dein Leben lieben kannst.
    Wäre schön.
    Und schön wäre es, deine Wunden wegstreicheln zu können.
    LG

    • FrozenInes

      Liebe Elisabeth,

      ich habe gerade deine Nachricht gelesen und es tut mir unendlich leid, dass ich mich jetzt erst bei dir melde. Mir ging es selbst nicht gut und deshalb ich ich den ganzen Onlinekram mal für eine Weile beiseite gelasen.

      Nun lese ich deine Nachricht und ich möchte dich fragen, wie es dir mementan geht? Bist du allein, hast du jemanden zum Reden? Mir gehts jetzt wieder besser, also wenn du magst melde dich gerne bei mir. Ich finde es schön, dass dich mein Blog berührt hat. Du bist kein „Nichts“, dass ist niemand. Also schreib mir und ich hoffe es geht dir gut.

      Liebe Grüße
      Ines

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