Mir geht es nicht gut
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Mir geht es nicht gut

Ich freue mich eigentlich immer,

wenn sie zu Besuch kommt. Ja ehrlich, seit unserer Aussprache scheint es zu funktionieren. Wir reden, wir verstehen uns, alles ist schick und so wie es sein soll – fast. Ich hätte es ja nicht für möglich gehalten, aber er war mit und alles war anders und mir geht es nicht gut damit.

Ich nenne hier bewusst keine Namen

und deshalb auch nur „sie“oder „er“. Als es hieß, sie kommen alle, habe ich mich zuerst gewundert, dann gefreut und dann kamen die Gedanken. Was will er? Wieso kommt er mit? Er kommt nicht einfach so mit, da steckt was dahinter. Sie sagte aber, ich solle mir nicht zu viele Gedanken machen, aber alle die mich kennen wissen, dass da nicht sehr erfolgreich war. Die nächsten Tage versuchte ich aber trotzdem, nicht zu viel darüber nachzudenken. Warum auch, vielleicht ist ja gar nichts und er kommt wirklich nur mal so mit. Mir geht es nicht gut damit.

Dann war endlich der Tag X ran

und es ging schon los, er musste länger arbeiten und sie kamen schon wieder später. Das ist nicht schlimm, das bin ich gewohnt. Sie schrieb er hat schlechte Laune und wir sollen ja keine doofen Sprüche lassen, sonst käme er nie wieder mit und er hat ja eh schon schlechte Laune. Für uns war es nämlich ein Staatsbesuch, denn das er mitkommt passiert in der Regel nicht. Also wollten wir den Teppich ausrollen und den gnädigen Herren eben auch so empfangen. Ein bisschen Sarkasmus muss eben sein. Das sollten wir beziehungsweise durften wir nicht. Mir geht es nicht gut damit.

Da ging es bei mir schon los,

wir sollten so sein wie immer. Im gleichen Atemzug hieß es aber tut dies nicht, tut das nicht. Ist für mich verstellen. Wenn ich sie so reden hörte, hörte ich mich vor ein paar Jahren. Da redete ich mit den Kindern genauso. Papa kommt gleich von der Arbeit, seid ja lieb und macht keinen Krach, bla bla bla. Original ich, nur was fange ich mit diesem Wissen an? Mir hat es nicht gut getan und ich habe daraus gelernt und das ist für mich auch ein Vorteil. Ich sehe mich, wie ich mal war und ich möchte ihr eigentlich helfen, da ich denke das dieses Verhalten auf Dauer nicht gut geht. Aber wie hilft man jemanden, der nicht sieht was da abgeht und sich nicht helfen lassen will, beziehungsweise nicht sieht das da etwas falsch läuft? Eben, dass ist schwer. Mir geht es nicht gut damit.

Nun ja, dass ist auch ein anderes Thema.

Mir geht es ja eigentlich um was anderes. Kennt ihr so Leute, die kein gutes Wort an irgendwas oder irgendjemanden lassen können? Leute die alles negativ sehen und nichts positives? Neee, kannte ich nicht bis Freitag. Es ist einfach unglaublich. Wie kann man so durch die Welt laufen? Passt auf, dass lief so:

Wir liefen durch den Garten.

Dazu muss ich sagen, sie haben einen kleinen Garten und wie sich das gehört, ist dort alles piekfein.Als erstes kam, der Pool ist aber nicht klar genug. Ähm, man kann den Boden sehen, aber gut lassen wir das mal so stehen. Dann ging es weiter. Der Rasen sieht nicht gut aus, die Bäume müssen geschnitten werden und der Beton bröselt, da ist zu wenig Beton drin. Später auf der Terrasse, mach doch Radio an, anstatt unsere Playlist. Augenscheinlich muss alles so laufen, wie er es kennt oder gern hat.

Mir geht es nicht gut damit

Ich meine wenn ich irgendwo bin, passe ich mich doch auch an und verhalte mich nicht so, als wäre ich zu Hause. Von ihr musste ich mir mal anhören, dass wenn ich eine Meinung habe, sie anderen immer aufzwingen will, weil es falsch verstanden wurde. Ich habe eine Meinung zu einigen Dingen und lasse sie auch raus, wenn es zum Thema passt, weil es meine Meinung ist. Das heißt aber nicht, dass andere dergleichen Meinung sein müssen. Ich beziehungsweise wir dürfen keine Sprüche machen, ist für mich verstellen. Er aber darf das Thema ansprechen welches ich hasse. Gefühlt darf er alles und macht alles so wie er es will und jeder richtet sich danach, aber andere dürfen es nicht, denn er könnte ja schlechte Laune kriegen oder aber er kommt nicht mit.

In meiner Therapie

habe ich Gott sei Dank gelernt, dass ich mich nicht mehr verstellen soll und dann muss ich es doch, nur damit er mal mit her kommt und zu allem Überfluss hat er denn an allem noch was auszusetzen.

Für meinen Mann

fühlte es sich so schlimm an, dass er meinte er schämt sich dafür, dass bei uns noch nicht alles fertig ist. Boah das ist so schlimm, man sollte zumindest ja unseren Hintergrund bedenken, bevor man darüber nach denkt, weshalb unser Grundstück noch nicht piekfein ist. Wenn das Geld nicht da ist, geht es halt nicht und andere Dinge gingen immer vor. Kinder kosten Geld und die waren/sind mir immer das Wichtigste. Dann kommt was zu essen auf den Tisch und die Rechnungen werden logischerweise bezahlt. Alles andere, wie einen englischen Rasen, einen Zaun oder fertigen Garten, damit alle anderen was zu gucken haben, stehen da bei mir hinten an. Zumal ich auch der Meinung bin das ein piekfeiner Garten gar nicht zu uns passen würde. Wir sind nicht piekfein, ist nun mal so. Nur damit andere Leute was zu gucken haben, neeeee das ist nicht mein Stil. So zu denken habe ich mir lange abgewöhnt. Mir geht es nicht gut damit.

Aber es kann doch nicht sein,

dass eine Person, die alle jubel Jahre mal her kommt, nie ein gutes Wort sagen kann, mein Mann sich schämt und ich mich verstellen muss. Ich dachte eh die ganze Zeit, dass der Besuch nur zustande kam, damit mein unliebsames Thema angesprochen wird,aber das werden wir sehen, ob sich dann jetzt an den Besuchen was ändert.

Es sollte mir eigentlich

am Allerwertesten vorbei gehen, aber ich muss die ganze Zeit darüber nach denken und frage mich mal wieder, ob ich mir zu viele Gedanken mache. Wahrscheinlich ja, dass fing ja schon an als ich erfuhr das „alle“ kommen. Die ganze Zeit schwirrte in meinem Kopf die Frage des Warum. Denn er kam nie mit und jetzt auf einmal und als dann das ungeliebte Thema zur Sprache kam, sagte mir mein Kopf „ja das ist es“. Sollte er die nächsten Male wieder nicht mitkommen, bestätigt das ja meine Vermutung, allerdings dauert dies wieder ein paar Wochen und um meine Gedanken zu sortieren und das ganze Wirrwarr rauszukriegen schreibe ich. Mir geht es nicht gut damit.

Ach ja,

ich habe da so Globuli, die ich zur Beruhigung nehme, wenn ich mich über etwas aufrege oder mir etwas keine Ruhe lässt. Seine Worte dazu, ich bilde mir nur ein das sie wirken. Sowas kann ja gar nicht helfen. What the….? Das regt mich ja erst recht auf, er hatte selbst zu kämpfen, war in Therapie, nahm Tabletten. Selbst wenn das Thema Therapie zur Sprache kommt, hält er sich konsequent raus, so als hätte er mit dem Thema nichts zu tun. Sowas kann man doch nicht verdrängen und eigentlich soll eine Therapie ja auch helfen. Bei ihm allerdings habe ich nicht das Gefühl, dass irgendetwas davon geholfen hat. Ein Mensch der so negativ eingestellt ist und alles so sein muss, wie er es gern hätte, dem kann doch da nichts geholfen haben. Oder er hat sich nicht helfen lassen wollen, denn man selber muss ja auch was dafür tun. So wie er sich verhält, hat er nichts dafür getan außer Tabletten genommen. Mir geht es nicht gut damit.

Ich möchte auch nicht wirklich

über ihn urteilen, denn dafür sehe ich ihn zu selten. Mir sind nur all die negativen Sätze aufgefallen und das er es am liebsten so hätte, wie er es zu Hause hat. Das hat mich extrem runter gezogen. Wir haben die letzten Jahre genug kämpfen müssen, vor allem finanziell. Da steht bei mir nun mal ein fertiger Garten nicht auf meiner Prioritätenliste. Wir sind froh, dass es endlich bergauf geht. Seit Jahren waren wir nicht im Urlaub und dennoch sind wir zufrieden so wie es gerade läuft. Von den ganzen Teuerungen will ich jetzt gar nicht anfangen, denn das ist ein ganz anderes Thema. Aber jetzt können wir nach und nach, alles fertig machen, obwohl es auch nicht von jetzt auf gleich passieren wird, denn man muss auch für diese Sachen sparen. Mir geht es nicht gut damit.

Ich hoffe wirklich,

dass dieser Beitrag hilft meinen Kopf wieder frei zu bekommen. Denn das hat mich wirklich runter gezogen und ja nicht nur mich. Auf jeden Fall weiß ich, dass ich beim nächsten Mal mich nicht verstellen werde und auch was sagen werde, wenn er wieder so negativ ist. Aaaaaber, ich denke ja, dass es ein einmaliger Besuch war. Er wollte nur das „ungeliebte“ Thema ansprechen. Das hat er jetzt und damit ist die Besucherei für ihn auch erledigt. Ich kann mich auch irren, aber das glaube ich nicht.

Krass wie mein Kopf

die letzten Tage gearbeitet hat und mich das runter gezogen hat. Das hätte ich nicht mehr für möglich gehalten. Ich dachte echt, dass kann nicht mehr passieren. So kann man sich irren, oder es lag an der Person. Ich fühle mich eh nie besonders Wohl in seiner Gegenwart, weil er einfach – wie sagt man das – anders ist. Ich habe bei ihm immer das Gefühl, dass man zeigen muss was man hat, ansonsten ist man nichts wert. Deswegen wäre ich wohl auch nicht traurig darüber, wenn wir es bei den wenigen Besuchen lassen.

Denn wenn ich mich jedes Mal

schlecht fühle, habe ich da auch nichts von. Wie ist das denn bei euch so? Habt ihr auch so Menschen in der Familie, die anders sind, die komisch sind, wo man sich hinterher fühlt, als wäre man der letzte Assi? Ich möchte mich bei euch herzlich bedanken, dass ihr den Beitrag lest und schreibt mir ruhig.

P.S.

Hiermit möchte ich darum bitten, etwaige Rechtschreibfehler NICHT zu kommentieren. Ich bin auch nur ein Mensch, ich mache Fehler. Das ist kein Makel, sondern menschlich.

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