Normalos
dear diary

Leben unter „Normalos“

Mein neues Lieblingswort „Normalos“😉

Schon wieder sitze ich beim Arzt. Aber Gott sei Dank nicht wegen mir, sondern wegen meiner Tochter. Gefühlt sitze ich die letzten Wochen nur beim Arzt und ich hasse es. Ich kann nicht mal genau sagen warum. Es liegt wahrscheinlich daran, dass ich raus muss, unter Menschen muss. Dieses Gefühl, jeder guckt mich komisch an und denkt sonst was, werde ich einfach noch nicht los. Es ist so schwer.

Nun war ich ja letzte Woche bei meiner Ärztin und dachte,

dass sie auch nicht hinter mir steht. Gott sei Dank haben sich diese Gedanken nicht bestätigt. Sie steht hinter mir. Allerdings musste sie mir laut Anweisung vom MDK zwei Überweisungen ausstellen. Eine zum Facharzt für Psychiatrie und eine zum Orthopäden. Trotz meiner Angst vor solchen Telefonaten werde ich das mal wieder in Angriff nehmen. Ich hasse sowas, zumal die Ärzte hier alle keinen mehr aufnehmen oder unfähig, unfreundlich und so weiter sind. Das ist wohl der Nachteil, wenn man auf dem Lande wohnt. Keine Ärzte und man muss ewig weit fahren. Die die dann hier sind kann man weitestgehend vergessen.

Meine Therapeutin ist zwar der Meinung

ich bräuchte keinen Facharzt, aber was soll ich machen, wenn der MDK es anordnet. Man hat ja nicht wirklich eine Wahl oder?! Es geht wahrscheinlich nur darum, dass mir Medikamente verschrieben werden. Dagegen habe ich mich wegen meiner Vorgeschichte bis jetzt ja immer gewehrt. Viele verstehen das nicht. Ich habe aber schon Angst abhängig zu werden, wenn ich ein Glas Wein oder zwei trinke. Vielleicht denke ich darüber auch zu negativ, ich weiß es nicht. Ich fühle mich bei dem Gedanken eben nicht gut.

Der Alkohol

und die damit verbundene Abhängigkeit beider Elternteile hat mein Leben geprägt. Deshalb will ich sofern es irgendwie geht, versuchen nicht in irgendwelche Abhängigkeiten zu fallen. Da mag ich dann zwar über vorsichtig sein, aber so ist es mir lieber. Ja ich weiß die Heilung dauert dadurch wohl länger, aber damit kann ich dann auch leben.

Im Moment habe ich öfter auch die Gedanken,

dass mein Mann nicht ehrlich zu mir ist. Es sind nur Gedanken, denn ich weiß er steht hinter mir. Liegt wohl auch daran, dass er einen Kollegen auf der Arbeit hat, der ähnliches gerade durch macht. Da gibt es dann Leute, die über ihn reden. Ich nenne sie mal „Normalos“. 😉 Die typischen Sprüche, er solle sich mal nicht so anstellen oder er muss bloß richtig arbeiten, dann ist er abgelenkt und so Sachen. Ihr kennt das, ihr wisst wie die Leute reden über Leute wie uns. Das Schlimme daran ist, dass ich dann immer denke, wenn derjenige über ihn so redet, muss er doch über mich auch so denken. Auch wenn er ein Freund ist.

Ich kenne diesen besagten kranken Kollegen nicht persönlich,

aber was ich so höre hat er es schwer und nicht wirklich Unterstützung. Mich ärgert eben, wenn sich „Normalos“, dann den Mund darüber zerreißen. Es ist nun mal nicht immer mit Ablenkung getan. Ich habe es ja auch nicht geschafft mich auf der Arbeit abzulenken. Denn dort waren zu viele Faktoren, die es mit der Zeit unmöglich gemacht haben, nur an die Arbeit zu denken und nicht an die Kollegen und Art und Weise wie es dort ablief. Nicht umsonst konnte ich irgendwann nicht mehr abschalten und bin heulend ins Bett gegangen.

Es ärgert mich dermaßen,

dass es immer wieder „Normalos“ gibt, die uns abstempeln. Uns vorwerfen wir würden nicht genug tun und zu faul sind. Wir, die jeden Tag damit kämpfen wissen genau, dass es Tage gibt wo es schon schwer genug ist überhaupt aufzustehen und den Tag durchzustehen. Mich regt sowas auf. Zumal wenn er dann bei uns ist, es nie so direkt sagt. Aber wenn ich das dann immer höre, muss er doch von mir genauso denken. Das macht mich traurig, denn ich bin nicht anders wie der Kollege auf der Arbeit. Vielleicht habe ich andere Dinge erlebt, aber man kann doch nicht über den einen sagen er wäre faul und bei dem anderen Verständnis zeigen. Das ist doch ein Widerspruch in sich. Da fragt man sich dann wieder:

Was hat man für Freunde?
Sind es auch wirklich Freunde?
Warum reden sie nicht offen und ehrlich mit einem?

Es nützt mir doch nichts, wenn vorne rum schöngeredet wird und hinten rum ganz anders. Dann sind es keine Freunde. Freunde sind ehrlich und reden nicht hinter dem Rücken. Das macht mich traurig 😢. Durch diese Sprüche, denke ich dann auch immer, dass mein Mann sich das annimmt. Es sind wie gesagt nur meine Gedanken, aber die schwirren ständig in meinem Kopf.

Warum ist es für „Normalos“ so schwer?
Warum wird immer gedacht, dass wir zu faul sind, nicht genug tun?
Kann man sich denn echt als „Normalo“ nicht in uns hineinversetzen?

Ich meine, ich merke ja selbst wenn er sagt, schön dass du wieder ein neues Projekt hast, dann kommst du auf andere Gedanken. Ja das mag ja sein, aber was nützt es mir denn, wenn ich meine Gedanken verdränge? Verdrängen hilft meines Erachtens überhaupt nicht. Man muss sich doch damit auseinandersetzen und lernen es zu verarbeiten. Was hilft denn da verdrängen? Wie ich schon sagte, an manchen Tagen ist es ja so schwer überhaupt aus dem Bett und in Gange zu kommen. Auch wenn man sich noch so viel vorgenommen hat. Manchmal geht es aber einfach nicht. Dann gibt es Tage, da ist man hoch motiviert und macht und tut, bis man fix und fertig ist.

Es ist für einen selbst schon schwer,

dass alles zu verstehen. Die ständig wechselnden Gefühle und Gedanken. Täglich andere Stimmungen von Himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt. Manchmal reicht schon ein kleiner Blick oder ein falscher Ton und entweder bist du gut drauf oder der ganze Tag ist im Arsch.

Kann man das als „Normalo“ nicht verstehen, akzeptieren?
Warum haben so viele „Normalos“ immer so böse Gedanken?

Ich bin jetzt wirklich schon lange krank und wenn mich etwas runterzieht, sind es „Normalos“, die keine Ahnung von dem haben, was wir durch machen.  Das beste Beispiel, war doch der Typ vom MDK. So viele angebliche Freunde sind seitdem aus meinem Leben verschwunden. Ich weiß, dass es für „Normalos“ manchmal nicht leicht ist. Auch mein Mann hat manchmal Probleme. Er redet dann aber mit mir, hört mir zu und versucht zumindest zu verstehen, zu helfen. Das Gerede, hilft doch keinem. Warum kann man nicht offen und ehrlich sein? Wir sollen lernen zu sagen was man will, was man denkt. Lernen, sich nicht zu verstellen und sein zu wollen, wie die Gesellschaft es vorgibt.

 Wie soll das gehen, wenn es nicht mal „Normalos“ können?

Mir scheint uns verstehen wirklich nur Menschen die das kennen, das durchmachen oder durchgemacht haben. Oder auch Menschen, wie mein❤️Mann einer ist, die es versuchen und für einen da sind.

Ich wünsche mir nur von den Menschen,

die mir noch geblieben sind, dass sie offen und ehrlich mit mir reden. Sich nicht verstellen und vor allen Dingen zuhören. Das ist mir ganz wichtig, denn wenn man nur mit einem Ohr zuhört oder mit den Gedanken schon wieder ganz woanders ist, hilft einem das gar nicht. Im Gegenteil, dass macht es nur schlimmer. Denn wenn Menschen wie wir, mitbekommen, was geredet wird, tut es ihnen weh. Denkt mal drüber nach?

Was meint ihr, mit welchen Leuten könnt ihr euch besser austauschen, wenn es um Eure Krankheit geht? Mit „Normalos“ oder mit denen, die ähnliches erlebt haben/erleben? Ich freue mich, wenn ihr eure Erfahrungen mit mir teilt und mir schreibt. Danke❤️😘

4 Kommentare

  • Max wilke

    Naja bei mir zuhause sieht es immer noch nicht besser aus aber ich versuche durch zuhalten und verbringe Zeit mit denen, die für mich da sind. Ich bin für wirklich dankbar für deine Hilfe. Ich brauche gerade Hilfe wo ich kann und wenn du wen zum reden brauchst kannst du gerne auch mich anschreiben .
    Bleib einfach dran und das wichtigste niemals aufgeben. Klar ist das einfach gesagt, aber ich versuche es auch ??

  • Max wilke

    Einfach nicht runterziehen lassen ich weiß auch wie das ist. Es ist nicht einfach, man muss weiter kämpfen und auf die Meinung andere scheißen. Lebe dein Leben und lass dich nicht von anderen beeinflussen. Klar man kann sich ablenken, aber das beste was man machen kann, sehr viel Zeit mit denn Leuten verbringen die immer für einen da sind und einen nicht hintern Rücken schlecht reden oder sonst was.

    Und danke das du mir deine Hilfe angeboten hast in meiner schweren Zeit danke ❤??

    • FrozenIni

      Hallo Max,
      sorry das ich jetzt erst antworte, aber ich liege um und fühle mich zu nichts in der Lage. Ich find es toll, dass du (wenn auch nur aus Langeweile?) alles gelesen hast.? Ich versuche ja sehr viel Zeit mit den Leuten zu verbringen, die für mich da sind. Allerdings sind Ärzte, Therapeuten, Krankenkasse usw. alles „Normalos“. Da ist es nicht immer einfach, aber ich gebe nicht auf.

      Du brauchst dich nicht zu bedanken, wenn ihr Sorgen und Nöte habt wisst ihr wie ihr mich erreichen könnt.? Ich wäre damals froh gewesen, wenn jemand für mich dagewesen wäre. Was ist denn eigentlich bei raus gekommen? Wie habt ihr es denn gelöst?

      Übrigens muss ich mal sagen, hast du hier ganz toll gesungen.???

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