Familie ist schwer
dear diary

Familie ist schwer…

Heute gibt es einen Beitrag, den man wahrscheinlich wirklich nur ins Tagebuch schreibt. Da mein Blog aber mittlerweile mein Tagebuch ist, möchte ich Euch dran teilhaben lassen. Auch wenn es sehr persönlich ist und ich eine Weile überlegt habe, ob ich es mache. Da ich das aber schon eine Weile mit mir herumtrage und ich genau weiß, dass das Thema noch lange nicht vom Tisch ist, möchte ich mich endlich mal öffnen. Denn so direkt habe ich noch nie mit jemanden darüber gesprochen.

Keine Frage, ich liebe meine Familie,

meinen Mann und meine Kinder über alles. Vielleicht tue ich es deshalb. Vielleicht habe ich die Hoffnung, dass sich was ändert, noch nicht ganz aufgegeben. Ich kann meiner Family auch nie lange böse sein, aber mein Wochenende war hart. Ich hatte stark mit Gefühlen und Gedanken zu kämpfen, die ich nicht aussprechen konnte und wollte.

Aber lest selbst:

Samstag, Vier Uhr morgens ich liege im Bett und bin traurig und wütend zugleich. Ich warte darauf das mein Mann einschläft und ich aus dem Zimmer kann ohne das er mich hört. Jetzt ist es fünf und ich kann nicht schlafen. Ich will immer noch raus aus diesem Zimmer. Meine Gedanken rasen, mein Kopf arbeitet. Seit ich in Therapie bin, lese und höre ich immer mehr, bleib nicht bei dem was dich unglücklich macht, denn es zieht dich nur runter. Ich stelle mir immer und immer wieder diese Frage.

Bin ich glücklich?
Ist es das was ich will?

Ich sage immer wieder das ich meinen Mann und meine Kinder liebe und das ist auch so. Aber tun sie es auch? Lieben sie mich, so wie ich sie liebe? Oder bin ich nur die Putzfrau, die Köchin, die Gärtnerin, die die alles macht für sie, damit sie nichts tun müssen? Ja ich bin momentan zu Hause und habe die Zeit, aber ganz oft ist es so, dass ich die Zeit für mich dabei vergesse. Ich bin immer nur am Machen und tun für sie. Wenn ich nicht in den Garten gehe, geht auch kein anderer. Wenn ich nicht aufräume oder irgendwas mache, tut es kein anderer. Meine Kinder kommen nach Hause und wenn ich sage wir müssten dies und jenes tun, kommt nur ich habe kein Bock.

Ich will chillen.

Der Herr des Hauses ist nicht anders. Er sagt zwar nichts, aber sein Verhalten sagt umso mehr. Alle drei machen was sie wollen. Zum Beispiel wird freitags nach der Schule oder nach der Arbeit immer geschlafen. Das stört mich meistens nicht. Was mich aber stört, dass ich dumme Sprüche kriege, wenn ich sie angeblich zu früh wecke.

Heute, ich weiß nicht mehr genau wie es dazu kam,

haben wir auf einmal getobt. Papa und Tochter gegen Mama. Irgendwann habe ich nach dem Großen um Hilfe gerufen. Er kam auch. Als die Toberei zu Ende war hieß es auf einmal, ich wollte dir gar nicht helfen und die Kleine war bockig – warum auch immer. Das Ende vom Lied war, dass ich, wie auch sonst immer an allem schuld war und sie böse auf mich war. Ich bin immer schuld. Wenn es keinen Sex gibt, bin ich schuld. Kriegen die Kinder ihren Willen nicht, bin ich schuld. Warum bin ich immer schuld? Es wird jedes verdammte mal so ausgelegt, als wäre es meine schuld.

Wie gesagt ich bin noch zu Hause,

aber warum um Himmels Willen wird immer gedacht, dass ich dann auch alles mache? Ich meine, es ist ja nicht nur jetzt so gewesen. Als ich noch arbeiten war, war es ja dasselbe. Es blieb alles an mir hängen. Alles zu Hause und der Job. Bis ich dann zusammengebrochen bin, weil es einfach zu viel war. Mittlerweile kann ich das zugeben, aber nützen tut mir das nichts.

Jetzt bin ich krank zu Hause,

kann nicht mehr alleine irgendwohin, hasse Menschen und bin an manchen Tagen so gestresst, dass ich mich frage wie ich das machen soll, wenn ich wieder arbeiten gehen sollte. Ich habe jeden Tag so viel zu tun, dass ich mir schon Zettel schreibe. Für die Kinder will ich da sein, wenn sie von der Schule kommen und wenn mein Mann von der Arbeit kommt will ich auch für ihn da sein. Ihm zuhören, was es für Probleme usw. gab, damit er es rauslassen kann und es ihm besser geht.

Meistens muss ich auch mit dem was ich machen will,

mich nach den Schichten richten und so kommt es, dass ich manchmal eben nicht das schaffe, was ich mir vornehme. Durch ihr Verhalten werde ich auch ganz oft ausgebremst, weil sie eben zu nix Lust haben und meistens nur am PC oder Handy hängen. Das regt mich so auf. Als gäbe es nichts Wichtigeres im Leben. Es interessiert aber nicht was ich sage, wie ich mich fühle.

Es wird ganz oft auf meinen Gefühlen rumgetreten.

Wenn ich was sage, kriege ich immer nur zu hören das ist nicht so. Tja das geht nun schon Jahre und seit ich zu Hause bin, habe ich vermehrt das Gefühl, dass ich nur noch die Dienerin der 3 bin. Ich mach es ja teilweise auch gerne, aber wenn ich auch nur so behandelt werde, geht es mir gegen den Strich. Das häuft sich in letzter Zeit gewaltig. Wie gesagt reden bringt nix. Da habe ich auch keine Lust mehr zu. Ich bin momentan vielleicht auch empfindlicher.

Wenn ich aber, über die letzte Zeit nachdenke

hinterfrage ich es ganz oft, ob sie mich noch lieben oder mich nur brauchen, damit ich alles mache. Klar, ist ja ein einfaches Leben. Sie brauchen nicht putzen, nicht kochen, haben keine Geldsorgen, denn das regele ich ja auch. Den Garten können Sie ignorieren, sie gehen nur in die Schule und /oder arbeiten.

Ja klingt das jetzt hart, aber will man so leben?
Mit allem allein gelassen werden?

Dann kann ich doch auch alleine leben. Da würde es mir wahrscheinlich besser gehen. So muss ich mich ja immer nach ihnen richten, nur nix falsches sagen oder machen, damit nur nicht gemotzt wird. Ich bin doch der Psycho und nicht ganz dicht im Kopf. Was nutzt mir eine Familie, wenn ich nichts von ihr habe, außer wenn sie es wollen? Soll ich wirklich so weiterleben? Kann ich unter diesen Umständen gesund werden?

Ich soll gesund werden

und ich soll auch an mich denken und mir Zeit für mich nehmen. Aber wann frage ich mich. Wann soll ich das machen, wenn es nur um die drei geht. Mittlerweile wage ich ja schon gar nicht mehr irgendwas zu sagen. Wenn ich Andeutungen mache, wird es ignoriert, gar nicht darauf reagiert, als hätte ich gar nichts gesagt. Ich werde nächstes Jahr 42 Jahre und ich will so nicht den Rest meines Lebens verbringen. Meine Therapeutin sagt immer ich soll sagen was ich will. Aber selbst, wenn ich es tue bringt es nichts.

Also was soll ich tun?
Mich scheiden lassen?

Meine Familie verlassen um gesund zu werden? Das kann ich finanziell nicht und wo soll ich denn auch hin? Ich bin ja so blöd, ich habe ja in meinem Kopf immer noch die Hoffnung, das sie es merken und mich vielleicht doch lieben und ich einfach zu anspruchsvoll bin. Die Hoffnung stirbt zuletzt nicht wahr. Mir wird schon lange nicht mehr gezeigt das man mich lieb hat. Wenn dann wirkt es wie Zwang oder eben, weil sie was wollen. Ich reiße mir streckenweise wirklich den Arsch auf und zurück kommt nichts. Es ist alles selbstverständlich geworden und das macht mich von Tag zu Tag wütender. Es ist jetzt kurz nach halb sechs, 9.30 klingelt der Wecker. Denn Hermes kommt mit einem Päckchen zum Geburtstag nächste Woche. Interessiert auch keinen. Alle schlafen schön und keinem fällt auf, dass es Mama schlecht geht.

Aber Mama hat gelernt zu schauspielern,

es sich nicht anmerken zu lassen, obwohl sie es sollte. Mama macht das schon. Ich mache alles, bis ich nicht mehr kann. Während ich hier so offen darüber schreibe laufe mir die Tränen 😢. Denn ich weiß ganz genau, dass es niemand liest. Mein Blog ist auch uninteressant und deshalb kann und will ich auch so offen schreiben. Es liest ja eh keiner, also kann ich meinen Kopf ein wenig frei machen und hoffen das ich weiter durchhalte. Als wäre nicht alles schon schwer genug. Meine Krankheit, die finanzielle Situation – nein ich scheine auch noch meine Familie zu verlieren und sie merken es nicht einmal. Oder wollen es nicht merken. Ich kann es nicht mal sagen, da durch meine Krankheit eh immer zu viel gedacht wird. Ich weiß nur eines, wenn ich gesund werden soll und will, kann es so nicht weiter gehen.

Es ist so traurig,

wenn du das mit ansehen musst. Wie sie sich nur für mich interessieren, wenn sie was wollen oder ich was machen soll. Wie gesagt ich könnte was sagen, aber ich bin es leid. Es ändert sich ja doch nichts. Dafür geht es einfach schon zulange und sie sind scheinbar zu festgefahren. Oder ich bin zu anstrengend. Wie ist das denn bei euch? Wie kommt eure Family mit der Krankheit klar? Gibt’s da auch immer wieder Differenzen oder geht das nur mir so? Ich meine, wenn ich mich jetzt ins Auto setzen würde und einfach losfahren würde, es würde nicht mal jemandem auffallen.

Aber das geht ja nicht,

Hermes kommt ja heute, da muss ich ja da sein. Den Essensplan mache ich. Wenn ich einkaufen muss, muss ich jedes Mal betteln, dass jemand mitkommt. Ich muss den neuen Rasen sprengen, denn sonst kommt keiner auf die Idee, der könnte Wasser brauchen. Genauso wie der Pool sauber gehalten will und die Filteranlage angemacht werden muss. Es macht keiner.

Es sind einfach zu viele kleine Dinge die es zu einem immer größer werdenden Problem für mich machen.

Es wird immer über das Unkraut im Garten gemeckert aber keiner tut etwas dagegen. Das kann wachsen und wachsen. Ich bin immer nur am Warten, bis sie zum Beispiel ausgeschlafen haben. Sie nehmen sich die Zeit und schlafen und schlafen. Wenn ich mal die Frechheit besitze und räume schonmal die Küche auf und jemand wird dadurch wach, heißt es du hast mich wach gemacht. Es kommt keiner auf die Idee, mal früher aufzustehen. Das wir mal schön zusammen frühstücken könnten oder eben auch mal jemand anders auf die Post oder Hermes wartet.

Es bin immer ich.

Seit Wochen rede ich, wir müssen noch den Rest Beton verarbeiten, aber wenn ich es nicht tue, tut es keiner. Ich mache ja alles zu Hause. Vom kompletten Haushalt, bis hin zum Garten. Ich lege Terrassenplatten, baue einen Pool, mache Beton, einfach alles eben. Klar ist es schön, wenn man viel selbst kann, gerade auch für eine Frau. Aber bei meinem letzten Rücken MRT hat der Arzt zu mir gesagt, meine Knochen sehen nicht aus wie bei einer vierzig jährigen, sondern viel älter. Mich juckt das nicht, ich tue diese Sachen ja gern.

Aber warum muss ich das immer alleine tun ???
Ich meine, warum habe ich denn geheiratet?
Nur um meine ehelichen Pflichten zu erfüllen?

Ich wollte immer eine Familie, in der man möglichst viel zusammen macht. Egal ob es was zu tun ist oder irgendwelche Ausflüge. Denn ich hatte damals sowas nicht. Aber wenn es darum geht, etwas zu tun, bin ich meistens alleine.

Die Kleine kommt von der Schule, wirft überall ihr Zeugs rum, als würde ihr das Haus gehören. Alles wird liegen gelassen von leeren Trinkpacks bis hin zu Schuhen. Wenn ich was sage, werde ich angemotzt. Ja ich weiß, Teenager sind kleine Monster, aber so habe ich sie nicht erzogen. Der Große macht es ja auch nicht. Aber die kleine Dramaqueen, will sich vor jeglicher Arbeit drücken.

Ich könnte mir jeden Tag

die Birne zu knallen, es wäre einfach egal. Durch meine Vergangenheit dachte ich, ich wäre da raus. Ich müsste nicht mehr, nur für andere da sein. Scheinbar bin ich unfähig da raus zu kommen. Ich will immer die anderen glücklich machen. Vergesse mich dabei und kriege als Dankeschön – nichts. Ich will doch gar nicht viel. Aber ich möchte gesehen werden. Das Gefühl haben, dass ich geliebt werde. Ist das denn zu viel verlangt? Das kann doch noch nicht alles gewesen sein. Ich flüchte mich nachts in Träume und Gedanken, wo ich all das habe. Wo ich mir um nichts Gedanken machen muss und Leben kann – glücklich, so wie es sein sollte. Das Schlimme ist, das bei diesen Träumen nicht mehr meine Familie dabei ist. Ich bin nur allein und glücklich.

Was mache ich denn falsch?
Bin ich wirklich so gestört, durch das was ich alles erlebt habe?

Ich suche die Schuld ja immer bei mir. Auch wenn ich weiß das das falsch ist. Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Es ist eben einfach nur traurig, dass meine Familie, eigentlich mein ein und alles, mich so im Stich lässt. Mich nur sieht, wenn ich gebraucht werde. Sich über mich lustig gemacht wird, wenn ich mal was falsches sage oder falsch ausspreche. Alles von mir erwartet, aber rein gar nichts zurück gibt. Oh ja das klingt hart, aber das ist die traurige Realität, die ich nicht mehr schönreden kann. Ich liege hier auf dem Sofa und versuche mal noch ein bisschen zu schlafen. Denn mich ins Auto setzen kann ich nicht, da mir das Geld fehlt 😢.

Soll mein Leben wirklich so aussehen und so weiter gehen?

Das will ich nicht. Ich möchte nicht nur auf andere Rücksicht nehmen, mal Fahrrad fahren oder mal meine Nägel wieder machen. Beauty für mich, solche Sachen eben. Nichts Großes. Es geht aber nicht, da ich meine Zeit immer nach ihnen richten muss. Wehe dem, es ist mal anders, dann werde ich gestraft mit schlechter Laune und dummen Sprüchen.

Ob mein Mann mich hasst, dass ich ihn aus dem schönen Düsseldorf hierher in den Osten geholt habe?

Kann er mir das nicht verzeihen?

Siebzehn Jahre sind wir zusammen und so soll es weiter gehen? Nein danke.

Ich freu mich momentan nicht auf Wochenenden, geschweige den Ferien oder Urlaub. Das ist noch mehr Stress für mich. Alle zu Hause und jeder will was anderes.

Samstag-Morgen 7.9.19 6:38 Uhr

Bin gespannt ob es jemanden auffällt, dass ich nicht im Bett lag. Ich denke nicht.

Samstag, 07.09.19 halb zehn in Deutschland 😉

Ich bin irgendwie wieder wach. Meine Augen brennen, mir ist kalt und mein Magen nervt.

Ich sitze hier und schreibe und man soll es nicht für möglich halten, aber um halb 11 steht mein Mann in der Tür und sagt er kann nicht mehr schlafen. Hallo? Bin ich im falschen Film? Er hat wohl gemerkt, dass ich nicht im Bett war. Hat auch nach dem „Warum“ gefragt, aber nachdem ich es runter gespielt hatte, dass mein Kopf am rattern ist, war das Thema auch schon wieder abgehakt.

Mag sein, dass manche Sachen kleinlich klingen. Es sind aber eben viele kleine Dinge, die mich einfach jeden Tag aufs Neue runterziehen.

Update Sonntag, 08.09.19

Das Wochenende wurde nicht besser. Ich habe weiterhin geschwiegen. Denn ich will nichts mehr sagen. Ich heule dann nur wieder und ändern tut sich doch nichts. Sie haben heute wohl gemerkt, dass was ist. Aber gesagt wurde nichts. Nur gefragt, warum ich so komisch gucke. Naja was solls, ich bin es losgeworden, mein Kopf ist ein wenig freier geworden. Wie lange es hilft, keine Ahnung.

Ich werde Euch auf dem laufenden halten. Vielleicht platzt auch irgendwann alles aus mir heraus. Ist ja meistens so. es ändert sich zwar nichts, aber sie haben es mal gehört.

Bis zum nächsten mal…😘❤️

 
 

2 Kommentare

  • Heike

    Hey FrozenIni,

    deine Geschichte kommt mir sehr bekannt vor. Ich brauchte mehrere Klinikaufenthalte und ein Angehörigengespräch bei der Therapeutin um eine Veränderung in der Familie zu bewirken.
    Ich bin in die Klinik geflüchtet, da ich regelmäßig (also zweimal ) Freitags einen Nervenzusammbruch hatte.
    Wir haben jetzt einen Familienhaushaltsplan an den sich, immer mit Erinnerung, gehalten wird.
    Im Moment kämpfe ich auf Arbeit mit Überforderung, da ist es schwieriger die Last zu verteilen.

    Liebe Grüße
    Heike

    • FrozenIni

      Hallo Heike,
      so ein Plan bewirkt manchmal Wunder. Bei mir ist es seit diesem Beitrag besser geworden. Ich muss zwar auch erinnern, aber ich soll ja lernen zu sagen was ich will. Ist also ne gute Übung für mich. Es ist nicht immer einfach, aber wir dürfen den Kopf nicht hängen lassen. Ich wünsche dir trotzdem ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch. Wenn du mal Bedarf hast und reden willst oder einfach nicht mehr weiter weißt, kannst dich gerne melden. Liebe Grüße FrozenIni

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