Mein bester Freund
talk about it

Mein bester Freund…

Es war einmal,

mein bester Freund und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Was für ein Quatsch schreibe ich hier, denn wie im Märchen läufts ja meist nie. Also von vorne. Es ist ja allgemein bekannt, dass eine Freundschaft zwischen einem Mann und einer Frau, nicht gut geht. So höre ich es zumindest immer. Keine Ahnung, wie seht ihr das? Ist aber nicht das Thema, also kommen wir zum nächsten Punkt der mich triggert, beschäftigt, runterzieht, was weiß ich, wie man es noch nennen kann.

Also, wie ihr alle wisst,

geht’s mir seit längerer Zeit nicht so gut und bei einem Gespräch mit jemanden wurde mir gesagt, dass all die Schmerzen und Leiden, die ich schon über ein Jahr mit mir rumschleppe, wohl auch davonkommen, dass ich keinen Kontakt mehr zu ihm habe. Ja genau, mein bester Freund ist hier gemeint. 17 Jahre kennen wir uns und ich habe ihm immer alles erzählt.

Ich konnte mich bei ihm auskotzen,

egal um was es ging und mit einem Satz hat er all die Jahre zerstört. Ich hatte bis zu diesem Gespräch gar nicht darüber nachgedacht, dass dies auch ein Auslöser/Symptom sein könnte. Nur, es waren 17 Jahre und alle die einen besten Freund oder beste Freundin haben, wissen wie wichtig diese Menschen sind. Menschen, die einem zuhören, die helfen, die einfach da sind, auch wenn es noch so bescheuert klingt, was man zu sagen hat. Dieser Mensch, mein bester Freund, war dann von jetzt auf gleich nicht mehr da. Jetzt im nach hinein, kann ich sagen, dass hat verdammt weh getan.

Was war passiert?

Ich weiß gar nicht, wie ich das kurz und knapp erklären soll, aber ich werde es versuchen. Mein Mann hat einen Hang zur Eifersucht und hat mir damals vorgeworfen, ich hätte eine Affäre. Dieses Thema zog sich über Jahre, nur weil ich in meinem Job aufgeblüht bin. Nach all den Jahren der Kindererziehung, Leute kennenlernte und wieder weg ging und auch Spaß hatte und nicht mehr nur Mutter und Ehefrau war. Ihr solltet vielleicht wissen, dass ich immer gerne Menschen um mich hatte, Spaß habe, gerne weg gegangen bin. Naja das Thema zog sich über Jahre, die Eifersucht war so extrem, dass mein Mann mir nicht mehr vertraute, ich mich eingesperrt und kontrolliert gefühlt habe und mein bester Freund hat damals versucht zu vermitteln.

Irgendwann wurde es besser,

um nicht zu sagen, ich hatte ja dann meinen Zusammenbruch und war somit wieder zu Hause. Diese Tatsache hat meinen Mann wohl eher beruhigt. Ja es klingt hart, aber ich will nichts mehr schönreden, ich soll es ja verarbeiten. Immer wenn ich zu Hause war, war alles gut, aber wehe ich will raus. Aber das ist jetzt nicht das Thema. Wie gesagt, mein bester Freund wusste immer alles, ich konnte ihm Tag und Nacht schreiben, egal um was es ging. Auch wenn wir uns nicht sahen, haben wir geschrieben. Alles war gut und ich war froh, nachdem ich nach meinem Zusammenbruch alles erzählt hatte. Meine Lebensgeschichte, welche ich bis dahin immer verdrängt habe, da mir sowieso nie jemand glaubte, dass jemand da war, der da war, der mir geglaubt hat, der sogar betroffen war.

Dann vor über einem Jahr,

kam das Thema aus irgendeinem Grund wieder auf und mein bester Freund fragte mich ganz direkt „Ines, jetzt sag mal hattest du damals eine Affäre oder nicht?“. Ich antwortete ihm, dass ich keine hatte und dachte mir nichts dabei. Irgendwann sahen wir uns dann wieder und er setzte sich ganz stolz auf mein Sofa und sagte „Du Ines, ich habe Sascha (mein Ehemann) gesagt das ich dich nochmal gefragt habe, ob du eine Affäre hattest und hab ihm gesagt, dass du keine hattest, um ihn zu beruhigen.“ Als ich das hörte wusste ich in dem Moment gar nicht wie mir geschah.

Ich saß auf dem Sofa

und die ganze Zeit ratterte in meinem Kopf diese Aussage. Die ganze Zeit dachte ich nur, „hat er nicht gemacht“ oder „was wäre denn jetzt gewesen, wenn ich erzählt hätte, ich hätte eine Affäre gehabt, hätte er ihm das auch erzählt?“. Mein Kopf kam gar nicht zur Ruhe, verdammt noch mal, er ist doch mein bester Freund, der kann doch nicht einfach zu meinem Mann rennen und sowas raushauen. Auch wenn es nichts Schlimmes in dem Moment war, aber für mich das so ein massiver Vertrauensmissbrauch, dass ich anfing alles zu hinterfragen. Alles was ich ihm jemals erzählt hatte. Ich fragte mich, was er weitererzählt hatte und was nicht. Die ganzen 17 Jahre wurden mit einem Satz in Frage gestellt.

Ja, ich weiß,

einige von euch werden jetzt denken, was stellt sie sich so an, aber er war der einzige Mensch dem ich zu 100 Prozent vertraut hatte. Auch wenn andere immer sagten, ihm kann man nicht trauen, er erzählt ständig alles weiter. Es war mir egal, denn ich bilde mir immer eine eigene Meinung und stand immer 100 Prozent hinter ihm. Ich war so geschockt, perplex und vor allem zutiefst enttäuscht. Was habe ich gemacht, habe ihn drauf angesprochen und das schlimmste was passieren konnte, passierte dann auch. Er hat es nicht eingesehen, er hat es als Hilfe angesehen und nicht als Vertrauensmissbrauch mir gegenüber. Ich konnte sagen was ich wollte, erklären was ich wollte, er hatte seinen Standpunkt. Mein bester Freund kam davon nicht ab.

Das ist jetzt über ein Jahr her.

Ich habe mich damals so sehr aufgeregt, war so maßlos enttäuscht, dass ich bei jeder Nachricht die von ihm kam, explodiert bin. So schlimm, dass ich anfing zu trinken, sogar unter der Woche, um mich zu beruhigen. Irgendwann dann nach meiner OP, ging das dann mit dem Herzrasen, der ständigen Übelkeit, dem Schwindel, der Angst irgendwohin zu müssen. Dann kam der zu hohe Blutdruck, weil ich mich wirklich jedes Mal aufgeregt habe, jedes Mal, wenn wir Kontakt hatten. Es wurde so schlimm, dass ich nur den Namen hören brauchte, dass mir schon schlecht wurde. Irgendwann habe ich den Kontakt abgebrochen, weil ich dachte mir gehts dann besser, aber das tat/tut es nicht wirklich.

An manchen Tagen ist es so schlimm,

da ertrage ich nicht mal die Stimme meines Mannes oder meiner Tochter. Ich schlucke verdammte Beruhigungspillen, in der Hoffnung durch den Tag zu kommen und den Kopf irgendwie ausschalten zu können. Bei manchen Autofahrten, muss ich mit mir selbst reden, mich beruhigen, damit mir nicht wieder schlecht wird oder ich anfange zu zittern. Dann gibt es wieder Tage, da geht’s mir gut und diese Tage sollen bleiben. Als ich auf dem Roadtrip war ging es mir super, ich habe mich gut gefühlt, bis auf ganz kleine Ausnahmen. Wenn ich zu meinem Freund K. fahre geht’s mir gut und ich will das es so bleibt, denn genug ist genug.

Glaubt mir,

ich habe alles versucht, denn ich wollte diesen Menschen nicht verlieren. Er war mein bester Freund, aber er wich nicht ab. Im Gegenteil, irgendwann durfte ich mir anhören, ich solle nicht so nachtragend sein, ich wäre psychisch instabil und ich solle doch ruhig mal eine Therapie machen. Warum sagen die immer Menschen, die selbst eine Therapie bräuchten, du brauchst eine??? Es hat mich so sehr verletzt, auch weil es keine Einsicht gab. Es gab nur „Ich habe mich jetzt 1000 Mal entschuldigt, jetzt lass uns wieder treffen. Nur dadurch kann man wieder vertrauen aufbauen.“

Ich weiß ja nicht wie ihr das seht,

aber ich konnte mich mit ihm nicht an einen Tisch setzen und so tun, als wäre alles gut. Und ja ich habe es versucht, ich habe ihn nochmal eingeladen, aber ich konnte nicht, es ging nicht. Auch wenn ich mich wiederhole, aber er war der einzige, der zugehört hat, der gefragt hat wie es mir geht, nach all dem Scheiß in meinem Leben und das war auf einmal nicht mehr da .Ganz oft überlege ich, ob ich ihm schreibe, denn ich habe gehört er hat auch einiges durch machen müssen im letzten Jahr, aber dann macht er wieder irgendeinen Mist. Er erzählt meinem Sohn, dass mein Mann und ich ja Schuld, an dem ganzen Streit sind und warum wir/ich mich denn nicht wieder einkriege. Es wäre doch schön gewesen einen Freund zu haben, bei dem was er durch gemacht hat.

Was zur Hölle soll das?

Was soll ich damit anfangen? Wie soll ich denn da auf ihn zugehen? Ich möchte nichts mehr, als meinen besten Freund wiederhaben, aber ich weiß nicht wie ich je wieder Vertrauen haben soll. Vor allem wenn er immer noch der Meinung ist, er hätte nichts falsch gemacht oder ich solle mich mal nicht so anstellen. Mich hat es zutiefst verletzt. Mein bester Freund hat mir weh getan. Das und die Sache mit meinem Sohn, meiner Schwester, es ist einfach zu viel. Und ich wundere mich seit über einem Jahr warum ich nicht richtig funktioniere. Warum ich Angst, Panik, körperliche Schmerzen habe, denke das ich was mit dem Herzen habe, zu hohen Blutdruck habe. Ich will das alles nicht mehr, denn ich kann auch nicht mehr.

Wie ich

in dem einen Blogeintrag schon schrieb, ich will wieder ich sein und kein emotionales Wrack, dass nach all dem Mist in meinem Leben einfach nicht mehr kann. Ich hatte schon immer Probleme zu Vertrauen, zu glauben, kaum Selbstwertgefühl, geschweige denn ein gesundes Selbstbewusstsein, aber all das hat es auch nicht besser gemacht. Das kann doch nicht mein Leben sein, dass ich mich dauernd von irgendwelchen Menschen runterziehen lasse und kaputt machen lasse. Ich habe schon soviel gelernt, aber es ist scheinbar noch nicht genug. Ich bin es so leid zu kämpfen und immer wieder aufzustehen und um Menschen zu kämpfen, die mich gar nicht in ihrem Leben haben wollen. Ich habe einen Cut gemacht und versuche nichts mehr, ich laufe niemandem mehr hinterher, ich verstelle mich nicht mehr. Entweder man mag mich oder eben nicht. Es zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben, es ist genug. Be real, not perfect.

P.S.

Hiermit möchte ich darum bitten, etwaige Rechtschreibfehler NICHT zu kommentieren. Ich bin auch nur ein Mensch, ich mache Fehler. Das ist kein Makel, sondern menschlich.

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