Therapie und was sie bei mir auslöst
Hallo Ihr Lieben,
das neue Jahr, ist nun schon ein paar Tage alt und ich hoffe ihr seid alle gut gestartet. Bei mir waren die Feiertage ein ständiges auf und ab. Nicht so wie sonst die Jahre, dass konnte man spüren. Zumindest meine Kleine scheint es gespürt zu haben, was mir in der Seele weh tat. Aber was will ich machen?! Dafür gibt es leider keinen Schalter, den man immer dann, wenn man es braucht, umlegen kann.
Mein Kopf und ich denken ja, dass es an der Therapie liegt. 😉
Vier Sitzungen liegen nun erst hinter mir. Was ich so höre braucht man 5-7 Sitzungen bis eine leichte Besserung eintritt. Was soll ich sagen? Meine letzte Sitzung ist nun knapp vier Wochen (Weihnachtszeit, Silvester und Neujahr) her und ich muss zugeben, es fehlt.
Seit ich in Behandlung bin, kommen nach jedem Gespräch immer mehr Fragen auf. Ist das normal? Ich meine, machen die Therapeuten das mit Absicht, dass man über alles nachdenkt und alles wieder hochkommt?! Soll einem damit bewusst werden, was man alles erlebt hat und nicht verarbeitet hat? Streckenweise kommen da ja Dinge wieder hinter meiner schön hochgezogenen Mauer vor, an die man eigentlich nicht denken wollte. Die man so schön, konsequent hinter die Mauer geschoben hat. Es scheint als wolle jetzt alles raus und die Mauer fängt zu bröckeln an. Der Therapeut soll wohl Recht behalten mit dem Satz: „Man ist jetzt reifer und bereit alles zu verarbeiten!“ Ich weiß es nicht ehrlich, denn das ist meine erste Therapie.
Ist das also eine Art und Weise der Therapeuten?
Das ich nach dem Gespräch darüber nachdenke und mich frage Wieso? Weshalb? Warum? Oder ist es mein derzeitiges Wesen? Macht sie Sprüche um mich zu testen? Was denkt sie über mich? Bin ich doch verrückt? Diagnosen sind schon krass und sie hält ja auch nichts davon, aber was ich auf den Scheinen immer so lese macht mir schon Angst. Soziale Persönlichkeitsstörung? Fehlt nur noch das „Anti“ davor und ich zähle zu den Psychopathen – laut Flimmerkiste. Dann kommen neue Gedanken und Fragen auf. Bin ich einer? Manipuliere ich Leute mit meinem Verhalten so, dass es zu meinem Vorteil ist? Hilfe!!! Nach jeder Sitzung etwas Neues, ich habe doch echt keine Ahnung wie so eine Therapie abläuft.
Was tut man zum Beispiel,
wenn man die Therapeutin fragt, wie man sich verhalten soll, wenn Kollegen einen anschreiben und fragen wie es einem geht? Wie reagiert man, wenn man denkt oder auch teilweise weiß, dass diese Kollegen nur neugierig sind und wissen wollen was ich habe? Laut meines Therapeuten soll ich nicht so negativ denken, sondern denken das die Leute es ehrlich meinen und an mir interessiert sind. Erzähle ich dies nun meinem Mann, sagt er auch die sind nur neugierig. Sind wir denn jetzt beide krank oder denke ich zu negativ? Kann schon sein, aber ich habe viel erlebt und es gibt genug Dinge die mich an der Ehrlichkeit der Leute zweifeln lassen. Also was tue ich, ich antworte nicht, aber ob das die beste Lösung ist weiß ich auch nicht.
Während ich beim Arzt sitze, denke ich über das WARUM nach.
Ich beobachte die Leute, die dort sitzen. Dann kommen wieder Gedanken: Sehen andere mich als komisch an? Bin ich schon immer komisch oder anders? Ich muss ja ehrlich gestehen, ich fand mich schon immer anders, wie z.B. andere Frauen. Ich brauchte nie ewig im Bad um mich fertig zu machen, obwohl ich nie ohne Makeup aus dem Haus gehe. Mein Gedanke war halt immer: „Ja, dann bist halt keine Tussi.“ Oder die Leute, die immer, egal wann, morgens zwischen 8 und 9 Uhr oder noch früher aufstehen müssen. Ich bin kein Frühaufsteher und werde auch keiner mehr werden. Es sind so viele kleine Dinge, die ich hinterfrage. Liegt es an der Krankheit oder spielen solche Dinge keine Rolle?
Was ich aber bis jetzt sagen kann:
Ich bin erschrocken. Erschrocken über mich selbst, dass ich es hab soweit kommen lassen. Ich habe mich immer gewehrt gegen eine Therapie, ich brauche so etwas nicht, ich bin nur mal geschafft. Leider muss ich so langsam feststellen, dass ich mich schon sehr viel früher hätte behandeln lassen sollen. Ich bin ja schon ewig so, wie ich bin. Wie konnte ich das so ausarten lassen? Warum merkt man das nicht, dass mit einem was nicht stimmt? Man läuft sooo viele Jahre durchs Leben, es hätte alles ganz anders laufen können.
Wäre ich damals mit einem anderen Hintergrund aufgewachsen, wäre ich dann jetzt ein anderer Mensch geworden?
Ich will ja nicht immer alles auf die Kindheit schieben, aber wie sich das so darstellt, war sie wohl nicht so, wie sie hätte sein sollen. Ich weiß auch selbst, dass meine Kindheit keine war, die man sich als Kind wünscht. Nun ist das aus mir geworden! Ein kaputtes, seelisches Wrack, dass zu viel über alles und jeden nachdenkt, alles analysiert und über alles negativ denkt. In allem sehe ich etwas Negatives. Ich heule, ich zittere, ich habe Angst. Angst davor, was noch auf mich zu kommt, was ich lernen muss bzw. wieder erlernen muss. Das ist alles nicht leicht für mich und jeden Tag und jede Nacht kämpfe ich weiter. Ich bin jeden Tag anders bzw. meine Gedanken und Gefühle und habe auch so manches Mal das Gefühl das mich niemand versteht, dass ich die Leute nerve und nicht belasten will. Es ist halt nicht immer einfach, wenn man zwar krank ist, es aber keiner sieht, weil man den Kopf nicht unter der Schulter trägt.
Niemals hätte ich es für möglich gehalten, dass diese Worte mal aus meinem Mund sprudeln,
aber morgen habe ich endlich wieder eine Sitzung. Die eine Stunde wird zwar kaum ausreichen, bei dem was ich alles loswerden will, aber vielleicht kann man zum neuen Jahr einen Anfang schaffen. Einen Anfang zur Heilung? Keine Ahnung, aber ich hoffe es geht mir danach ein wenig besser.
Also weiter dran bleiben und hoffen, dass es bald besser wird…..
2 Kommentare
AxelG
Hallo!
Ich denke, dass man mit 5-7 Sitzungen nicht hinkommt und Personen, die etwas Schlimmes erlebt oder einen unerfüllten negativen Lebensabschnitt gelebt haben, benötigen wesentlich mehr Sitzungen. Ich kenne das aus eigener Erfahrung. Das wichtigste ist, dass man zu dem Psychotherapeuten eine direkte vertrauensvolle Basis aufbaut. Man sollte diesem alles aber auch alles erzählen ohne Scham und Skrupel. Zumal der Psychotherapeut unter Schweigepflicht steht und dieser ein Garant für Vertrauen sein sollte. Natürlich sind die ersten Sitzungen besonders schwierig, weil der Therapeut bewusst Fragen stellt und man so sicher sein kann, dass viele Sachen, die man in der Vergangenheit erlebt hat wieder zum Vorschein kommen. Somit werden diese in den Gedanken wieder aktiv. Das ist ein unschöner schwieriger Nebeneffekt, der aber normal ist.
Du führst eine glückliche Ehe, hast 2 tolle Kinder, ein Haus, ein Auto und einen Job. Alles ist gut sogar sehr gut… Daher gibt es absolut keinen Grund die Ursachen in der Gegenwart zu suchen. Also sind diese Ängste und dieser Pessimismus auf Deine schwierige Kindheit/Jugendzeit zurück zu führen. Aber warum kommen diese Ängste, diese Depressionen und negative Gedanken erst ca. 25 Jahre später zum Vorschein? Das ist hier die Frage. Und das musst Du unbedingt gemeinsam mit der Therapeutin besprechen + Was kann man dagegen tun.
Ich wünsche Dir viel Erfolg und regelmäßigere Sitzungen (mindestens alle 14 Tage!) wären sicherlich von Vorteil…
FrozenIni
Hey,
warum das nach so vielen Jahren raus will, erklärt meine Therapeutin so: Ich bin jetzt in einem Alter, wo man die Reife und Stärke hat, alles zu verarbeiten. Deshalb kommt es wohl jetzt raus. Mein Körper und mein Kopf sind scheinbar jetzt bereit, dass alles zu verarbeiten. Es soll wohl viele geben, die sowas im Alter zwischen 35 – 45 Jahren erleben. Das es seine Zeit dauert, ist mir mittlerweile bewusst und ich muss und will mir die Zeit auch nehmen, egal was andere sagen. Soweit bin ich ja Gott sei Dank schon. Wie geht doch gleich der Spruch? „Was lange dauert, wird gut“
Liebe Grüße
FrozenIni