So beherrscht der Alkohol mein Leben
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So beherrscht der Alkohol mein Leben

Ich kann kein genaues Alter benennen,

aber seit ich denken kann wird mein Leben vom Alkohol beherrscht. Das Thema zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Letztens kam mir so der Gedanke, an einem Wochenende bei einem Glas Wein. So beherrscht der Alkohol mein Leben, schoss es mir durch den Kopf.

Ich habe so direkt nie darüber nachgedacht.

Aber ich habe schon immer ein Problem, wenn es um das Thema geht. Nein, ich habe kein Alkoholproblem. Dennoch beherrscht er mein ganzes bisheriges Leben. Wie ich ja schon mal geschrieben hatte, bin ich mit Eltern aufgewachsen, die immer mehr Probleme mit Alkohol hatten. Als ich noch klein war, empfand ich es noch nicht so schlimm. Wir hatten oft Besuch, dadurch hatten wir mehr Freiheiten und es war lustig. Bis es dann irgendwann nicht mehr so lustig war. Ich feststellte und miterlebte, was der Alkohol mit Menschen anrichtet. So beherrscht der Alkohol mein Leben.

Logischerweise wurde ich älter

und bemerkte mehr Dinge, nahm sie anders wahr. Mir fiel auf, dass fast jedes Wochenende irgendwelche Leute bei uns waren. Natürlich wurde da auch was getrunken. Ist ja eigentlich normal. Zu DDR-Zeiten gingen meine Eltern auch noch abends in die Kneipe, sich mit anderen treffen. Gut, sieht man ja heutzutage auch überall in Serien und so. Wenn man aber, als ältestes Kind mit der kleinen Schwester alleine zu Hause ist und dann passiert was, ist das dann nicht mehr so toll.

Ich glaube,

das habe ich schon mal geschrieben. Meine kleine Schwester musste sich an so einem Abend übergeben, in ihrem Bett. Wir hatten damals ein Doppelstockbett, ich schlief oben, sie unten. Wir hatten damals einen Gasherd, an den habe ich mich nicht rangetraut. Es gab auch kein warmes Wasser aus der Wand 🙈. Heutzutage unvorstellbar. So habe ich sie mit kaltem Wasser einigermaßen abgewaschen, in der Küche ein provisorisches Bett gebaut und sie darin eingepackt. Dann warteten wir, dass unsere Eltern endlich nach Hause kamen. Ich empfand es als sehr schlimm und beängstigend. So beherrscht der Alkohol mein Leben.

Es geht noch weiter.

Wenn sie mal wieder zu viel getrunken hatten, kamen sie am nächsten Tag natürlich nicht pünktlich aus dem Bett. Dann musste ich mich fertig machen für die Schule, meine Schwester fertig machen, Brote schmieren und so weiter. Sie dann noch in den Kindergarten bringen und selbst in die Schule hetzen, damit ich nicht zu spät komme. Ich hatte wenige Freunde. Irgendwann ging es dann soweit, dass meine Mom in ihrem Suff, meinen Vater so sehr provoziert hat, dass er sie geschlagen hat. Wir haben alles durch, von gebrochenen Rippen, zu blauen Augen, Prellungen und wer weiß was noch. So beherrscht der Alkohol mein Leben.

Umso älter wir wurden,

umso schlimmer wurde es. Saufen, Prügel, Orgien, fremd gehen. Ich habe grade Bilder im Kopf, da wird mir ganz anders. Die ständige Angst, auch um meine Mom. Angst vor Geburtstagen, Feiertagen, Grillabenden. Wir wussten ja genau, es wird wieder gesoffen und zu 99% ist es immer eskaliert, aber nicht im lustigen Sinne. Es war mir immer so peinlich, vor meinen Freunden, die Paar die ich hatte. Sie verstanden es zwar, aber es war trotzdem peinlich. Die Eltern lallen, benehmen sich daneben und irgendwann geht die Prügelei los, ohne Rücksicht auf Verluste. Egal, ob jemand da war oder nicht.So beherrscht der Alkohol mein Leben.

Wie gesagt,

ich hatte diese Erlebnisse in meinem Blogbeitrag Vergangenheit die Zweite glaube ich schon mal geschrieben. Eigentlich will ich auch nur über meine Gedanken schreiben. Die Ängste, die wir ständig hatten. Angst mit der ich jeden Tag lebte. Das Selbstwertgefühl wurde nach und nach immer weniger. Ich schämte mich dafür, dass ich solche Eltern hatte. Denn dadurch wurde ich verurteilt und ausgegrenzt. Ich passte nicht in die Gesellschaft. Das schlug sich auf mein Verhalten nieder. Zu spät fand ich einen Ausbildungsplatz, der dann aber wieder weg war. Dann Jobs hier und da, die alle nicht lang gingen. Es wird geurteilt, es wird geredet. Die ist zu faul zum Arbeiten, die endet mal genauso wie ihre Eltern.

So beherrscht der Alkohol mein Leben

und das jetzt seit über 30 Jahren. Nein, nein das hat ja mit dem Tod meiner Eltern nicht aufgehört. Ich kann zwar heute sagen, dass ich froh bin, dass es so gekommen ist, aber ganz befreit bin ich von dem Thema dann doch nicht. Ja ich weiß, wie kann sie sowas sagen, dass ist doch hart. Es sind/waren doch ihre Eltern. Ja es waren meine Eltern und ja es gab auch einige schöne Zeiten. Dennoch bin ich froh, dass sie so früh gestorben sind. Ich musste mit ansehen, wie sie sich zu Tode saufen. Mein V. hat meine Mutter durch den scheiß Alkohol unter die Erde gebracht. Ich als Kind wollte was ändern, aber ich konnte es nicht. Selbst wenn, hätten sie es nie zugelassen. Meine Schwester ist irgendwann gegangen, hat sich rausgehalten. Konnte das Elend nicht mehr mit ansehen.

Als mein V. dann auch noch

meine Oma unter die Erde gebracht hat, wars für mich vorbei. Mit seinem stets egoistischen Verhalten, hat er meine zwei liebsten Menschen auf der Welt umgebracht. Ja umgebracht. Verdammt nochmal, jetzt laufen mir die Tränen. Acht Wochen nach meiner Oma, ist er dann gestorben. Für mich war es unterlassene Hilfeleistung seiner Kumpels damals, aber die Polizei hat nichts gemacht. Im Enddefekt ist es mir egal, er hätte sich eh zu Tode gesoffen. Klinge ich undankbar? Vielleicht, aber so beherrscht der Alkohol mein Leben.

Ich habe es meinem V.

damals schon vorgeworfen, dass er Mom auf dem Gewissen hat. Dann noch meine Oma. Zu guter Letzt sich selbst. Jetzt ist es vorbei, endlich vorbei. Meine Mom ist am 15.01. nun schon 18 Jahre nicht mehr da. 18 Jahre, sie hätte locker ihre Enkel noch erleben können. Mein V. und meine Oma sind nun auch schon 8 Jahre tot. Meine Güte, wie die Zeit vergeht. Warum ich nur V. schreibe? Sorry, aber ich habe noch immer einen Hass auf ihn. Ich kann ihm einfach nicht vergeben, deshalb rede ich auch nicht gern über ihn. Zum Friedhof fahre ich nicht, weil ich es nicht kann und irgendwie nicht will.

Mein Leben wurde geprägt

und ich muss mich da jetzt rauskämpfen. Solche Sachen macht jetzt meine Schwester. Jetzt wo sie tot sind, ist sie für sie da. Als sie noch lebten, hat es sie nicht interessiert. Komisch wie die Menschen so ticken, aber ich will es ihr nicht vorwerfen. Doch, irgendwie schon. Aber es bringt ja eben nichts. So bin ja jetzt ich die Böse, die sich nicht kümmert. Früher hat sie sich nicht gekümmert, aber wem interessiert das schon. Hauptsache ich bin die Böse, in diesem ganzen beschissenen Leben. So beherrscht der Alkohol mein Leben. Soll sie machen, aber sie soll nicht eines Tages, wenn ich nicht mehr bin, verheult vor meiner Haustür stehen. Denn dann komme ich zurück, dass sag ich Euch. Mit den Lebenden in unserer Familie kann sie scheinbar nicht umgehen, aber mit den Toten. Schon irgendwie schräg oder?!

Ich habe mir immer geschworen,

dass ich so nie werde. Klar ich war auch mal ein Teenager und habe getrunken. Eine Zeit lang hatte ich ein paar Freunde, da wurde auch jeden Abend getrunken und ich habe mitgemacht. Dann lernte ich meinen Mann kennen und dann kamen die Küchenabende, aber alles in Maßen. Ich hatte Jahre da habe ich, wenn es hoch kommt zu Weihnachten nur mal ein oder zwei Glas Wein getrunken. Dann kam mein letzter Job, da stand Alkohol wieder hoch im Kurs. Da habe ich dann mal wieder mehr getrunken. Auch das hörte wieder auf. Was allerdings nicht aufhört, ist das ständige schlechte Gewissen.

Sei es zu Feiertagen,

also Weihnachten, Geburtstage oder am Wochenende. Jedes Mal, wenn ich ein Glas Wein trinke habe ich ein schlechtes Gewissen. Ich mache mir Gedanken. Frage mich, ob ich auch so werde. Bin ich schon Alkoholiker? Mache Tests im Internet, ob ich gefährdet bin.

Hier mal ein Link für Interessierte Alkohol Selbsttest

Ich bin kein Alkoholiker.

Denn ich brauche es nicht. Wenn es aber am Wochenende gemütlich ist, habe ich einfach Lust drauf. Klar habe ich auch schon, wenn ich mal traurig war getrunken, aber eben immer in Maßen. Ich kann auch super gut schlafen😉. Trotzdem habe ich jedes Mal diese blöden Gedanken. Die gehen auch nicht weg und wenn ich noch so viel Tests mache oder sonst was. Ich weiß einfach nicht wie ich diese Gedanken los werden kann. Seht ihr, so beherrscht der Alkohol mein Leben.

Ich bin zum Beispiel ganz empfindlich,

wenn ich Leute beim Einkaufen sehe. Wenn die zwei Kästen Bier oder 6 Flaschen Jägermeister auf einmal kaufen, schlägts bei mir gleich Alarm. Oder wenn Leute nach der Arbeit, jeden Tag Bier trinken. Da bin ich übervorsichtig. Leute die ungepflegt aussehen und viel Alkohol im Einkaufswagen haben. Menschen die am Laden stehen und trinken. Menschen die laut sagen, endlich Feierabend, jetzt gibt’s ein Bier. Dann ins Auto einsteigen, die Pulle am Hals und losfahren. Sorry geht gar nicht. Ja habe ich auch alles mal gemacht – früher. Jetzt bin ich da empfindlich und ehrlich gesagt auch froh, dass meine Kinder Alkohol nicht mögen und auch nicht trinken. Ich bin stolz auf sie.

Jetzt muss ich nur noch die Gedanken aus dem Kopf kriegen.

Habt ihr irgendwelche Tipps für mich? Was habt ihr für Erfahrungen? Wie geht ihr mit dem Thema Alkohol um? Trinkt ihr ab und an was, wenn ja was? Also ich steh absolut auf süßen Rotwein😉. Das wars erstmal zum Thema „So beherrscht der Alkohol mein Leben“.

Ich freue mich wahnsinnig, über jeden Kommentar und neue Leser. Schreibt mir und gebt euren Senf dazu. Ihr findet mich auch bei vielen Social Media-Seiten.

😘😍❤

2 Kommentare

  • Gabi Hermanny

    Hallo, hab das gerade gelesen. Weiß nicht ob es dir aktuell schlecht geht. Auch ich bin Kind eines Alkoholikers mit einer völlig überforderterten Mutter. Bin zwar schon über 40jahre aber es klebt an mir. Habe einen total lieben Mann an meiner Seite aber körperliche und sexuelle Gewalt erlebt. ..

    • FrozenInes

      Liebe Gaby,

      entschuldige bitte, dass ich mich jetzt erst melde. Ich war aus vielerlei Gründen länger nicht hier.
      Ja es ging mir nicht gut, deswegen war ich auch so lange nicht hier. Ich bin 43 Jahre und sowas wird man so schnell nicht los, leider. Hast du denn jemanden zum reden oder gehst du zur Therapie? Mir geht es jetzt wieder besser, wenn du mal reden magst melde dich gerne.

      Liebe Grüße
      Ines

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