Sex und körperliche Nähe, bei psychischen Krankheiten
Es ist 21.30 Uhr.
Mein Mann ist gerade zur Arbeit und ich sitze in meinem fertigen Büro, höre meine derzeitige Lieblingsmusik, auch weil meine Tochter nebenan ständig kichert und schreit. Sie guckt The Vampire Diaries. Außerdem bin ich hundemüde. Gestern hat mich etwas beschäftigt, sodass es mir bis jetzt den Schlaf geraubt hat. Ich wollte mich vorhin noch etwas hinlegen, aber ich lag und konnte nicht schlafen, obwohl ich fix und fertig bin. Schlaflos at Home. Ich wusele schon den ganzen Tag hier rum, wie ein Zombie. Mache wie immer Homeschooling mit den Kindern und denke über meinen einen Gedanken nach, den ich irgendwie nicht mehr los werde. Sex und körperliche Nähe, bei psychischen Krankheiten.
Oh ja, ein sehr privates
und eventuell auch intimes Thema. Einige werden jetzt vielleicht, nicht weiter Lesen, aber nein es wird jetzt nicht versaut oder sonst irgendwas. Ein paar von euch können sich vielleicht aber, damit identifizieren und fühlen ähnlich. Da es wie immer raus aus meinem Kopf muss und ich frei für andere Sachen bin, schreibe ich jetzt einfach mal drauf los.
Was meine ich mit Sex und körperliche Nähe, bei psychischen Krankheiten?
Es ist ja so, seit meinem Zusammenbruch, setze ich mich ja in der Therapie oder auch hier zu Hause, immer mal wieder mit mir auseinander. Ich frage mich, was ist schiefgelaufen und wie kann ich es anders und besser machen. Dabei ist tägliches Üben, bei mir an der Tagesordnung. Was allerdings nicht immer gelingt. Zum Beispiel „NEIN“ sagen oder sagen was ich will. Obwohl, heute habe ich zu meiner Tochter gesagt, ich will allein sein, in meinem neuen Büro. Ist doch toll und ich bin, auch wenn der Erfolg noch so winzig ist, stolz darauf. Macht euch das jeden Tag bewusst, vergesst das nicht.
Kommen wir aber mal zum Thema.
Sex und körperliche Nähe, bei psychischen Krankheiten. Durch diese ständige Veränderung mit meinem falschen Verhalten und Denken – was ich ja lernen soll, habe ich auch über meine Beziehungen, in meinem Leben nachgedacht. Mir ist was aufgefallen und eigentlich ist es traurig und es macht mir Angst. Mit 13 Jahren habe ich meine erste, große Liebe kennengelernt. Wie das damals so war (heute fühlt sich das bei manchen Kids ja nicht mehr so an), hat man mit der ersten großen Liebe, alles ausprobiert beziehungsweise erlebt. Den ersten richtigen Kuss, was Liebe ist, wie sehr sie weh tun kann und eben auch den ersten Sex und körperliche Nähe. Bei mir war es zumindest so. Alles war aufregend, kribbelig und schön – die erste richtige Liebe eben. Die vergisst man komischerweise auch nicht.
Was ich damit sagen will,
bei meiner ersten großen Liebe war ich anfangs auch schüchtern, zurückhaltend und auch gehemmt. Ich bin allgemein, bei fremden Menschen schüchtern und sehr ruhig. Es braucht immer eine gewisse Zeit zum Auftauen. All das aber zu entdecken damals, hat mir nach und nach keine Angst mehr gemacht. Ich war aufgeschlossen und man hat viel ausprobiert. Nun ist mir schlagartig bewusst geworden, dass ich in den 28 Jahren, in denen ich sexuell aktiv bin, Beziehungen hatte, so offen und ich sag jetzt mal hemmungslos (mir fällt jetzt kein anderes Wort ein), nur bei meiner ersten großen Liebe war. Krass oder? Da frage ich mich doch, ob ich Sex und körperliche Nähe nicht oder nur noch bedingt zulassen kann oder will.
Ich meine nicht absichtlich,
aber im Unterbewusstsein. Eine Beziehung hatte ich noch, in der ich so sein konnte wie ich bin, aber auch die habe ich irgendwann kaputt gemacht. Ja, damals habe ich sämtliche Beziehungen kaputt gemacht und diese eine ging mir wirklich ans Herz. Da habe ich ewig gelitten. Bis ich dann an die neuen Freunde geraten bin und die Vergewaltigung erlebte. Vorher hatte ich auch schon, schlechte Erfahrungen, mit Männern gehabt. Das habt ihr ja hier schon alles lesen können. Kann ich deshalb nur bedingt Sex und körperliche Nähe zulassen?
Ganz ehrlich, Männer und ich – ein rotes Tuch.
Ich hatte einige Beziehungen und umso mehr ich darüber nachdenke, umso mehr bekomme ich das beklemmende Gefühl, dass ich die nur hatte, damit ich mich erstens nicht ganz so allein gefühlt habe und zweitens das ich die nur eingegangen bin, um weg von zu Hause zu kommen. Meine Therapeutin sagte, ich wollte eigentlich nur richtig geliebt werden. Wurde ich das? Heute kann ich sagen – nein. Ich hatte bei den meisten Beziehungen nie das Gefühl, dass ich wirklich geliebt wurde, so wie ich bin. Ständig Stress mit den Eltern des Freundes, dann wurde ich betrogen und einfach nur benutzt. Kennt ihr das, wenn ihr einen Mann an eurer Seite habt und ihr euch einfach nur wohl und geborgen und geliebt fühlt, so wie ihr seid? Neeee, ich auch nicht.
Sex und körperliche Nähe,
bestanden bei mir immer nur, aus endlosen Diskussionen. Wie oft man Sex in der Woche haben muss? Was man dabei anzuziehen hat, sonst ist man ja nicht sexy genug oder der Mann kann sich nicht dran aufgeilen? Versteht mich bitte nicht falsch, ich habe nichts gegen sexy Unterwäsche, aber muss man denn jedes Mal wie eine Nutte aussehen, nur damit der Kerl geil genug auf einen ist? Was ist falsch daran, an ungeschminkten und ungestyltem Sex??? Irgendwann war ich dann soweit, dass ich mich so, für mich und meinem Körper geschämt habe, dass es nur noch Sex im Dunkeln gab/gibt. Sex und körperliche Nähe, ganz spontan, irgendwo im Auto oder auf dem Sofa, in der Dusche, was weiß ich – kann ich nicht mehr.
Das haben mir die Männer genommen.
Meine Würde, mein Selbstwertgefühl. Ich schäme mich einfach nur noch. Ja ich weiß, ich bin 18 Jahre mit meinem Mann verheiratet, wie geht das. Es geht, aber glaubt mir, endlose Diskussionen, Tränen, Streitereien, fast die Trennung. Das männliche Geschlecht hat mich einfach gebrochen. Kann man das so sagen? Das soll jetzt nicht heißen, dass ich Sex und körperliche Nähe hasse. So ist das nicht. Es fällt mir eben schwer zu sagen was ich will, wann ich will und allgemein das Lockere, ist alles weg. Seit meiner Ehe versuche ich locker zu werden. Ich bin es auch, aber nur im Dunkeln. Da muss ich mich nicht schämen, für Beulen an den Beinen, 2-3 kg zu viel oder Falten im Gesicht. Merkt ihr wie kaputt ich bin? Aber jetzt merke ich es und jetzt rede ich darüber und jetzt kann ich dann auch, etwas ändern.
Was Männer mit mir gemacht haben
und auch ich, mit mir machen lassen hab, da kann ich jetzt gerade nur noch mit dem Kopf schütteln. Warum habe ich das zugelassen? Weil ich Angst hatte, ich wäre prüde oder ich werde verlassen. Ich habe Dinge getan, oh je. Wem es jetzt zu intim wird, liest bitte nicht weiter.
Ich habe in der Öffentlichkeit
Liebeskugeln getragen, obwohl ich das nicht wollte. Habe A*** gemacht, obwohl dies absolut nicht meins ist. Dann wollte einer nen Dreier beziehungsweise noch ein Pärchen kennenlernen, damit der Sex nicht langweilig wird. Ich habe Sex gehabt, obwohl ich keine Lust hatte, nur weil ich Angst hatte, ich werde verlassen. Habe mich in Klamotten zwängen lassen, mich aufgebrezelt wie ne Nutte. Heute sag ich: „Alter, wenn ihr Kerle ne Sklavin braucht, dann sucht euch eine.“ Nun ist es alles dahin. Sex und körperliche Nähe, ob ich das je weder unbeschwert zulassen kann?
Ich weiß es ehrlich nicht.
Wenn man nämlich als Frau nicht einmal das Gefühl hat, dass sie geliebt wird, wie sie ist, tut das schon sehr weh. Das Gefühl hatte ich sehr oft und deshalb bin ich jetzt so. Ich will das Gefühl haben, dass man mich liebt, mich sexy findet, mich einfach so nimmt und akzeptiert, so wie ich bin. Einfach, dass ich mich nicht verstellen muss. Das ich nicht Dinge tun muss, die ich eigentlich gar nicht will.
Klar muss man in jeder Beziehung Kompromisse eingehen,
aber dabei sollte es zum Beispiel nicht, um Sexpraktiken gehen, die der andere nicht mag. Man kann es vielleicht mal probieren oder versuchen, wenn es dann demjenigen keinen Spaß macht, sollte man es doch aber lassen. Wenn dann der Partner damit nicht leben kann, ja dann tut’s mir leid, dann muss er sich eine suchen, die draufsteht. Hey, nicht falsch verstehen, ich mache viel und bin auch offen für viel, aber wenn ich was nicht mag, mag ich es nicht. Da wird sich auch nichts dran ändern, wenn ich das noch dreimal ausprobiere. Dann werde ich nämlich anfangen nach Ausreden zu suchen oder mir vergeht die Lust auf Sex. Ich habe dann nämlich jedes Mal Angst, dass es wieder passiert und dann vergeht’s mir. Dann habe ich lieber keinen Sex.
Ja so war das früher.
Es ist auch heute noch nicht leicht. Ich werde aber keine Dinge mehr für Männer tun, die mir nicht guttun und das sollen sich alle Frauen, die jetzt vielleicht mit mir fühlen, hinter die Ohren schreiben.
Wenn Männer auf Nutten stehen, bitte, sollen sie hingehen. Andere Dinge, die euch nicht gefallen und sie wollen das? NEIN, wir sind keine Sklaven. Wenn ihr sowas braucht, die findet man im Internet auf diversen Seiten, Suchbegriff „SM“. Da könnt ihr dann eure Machtspielchen, so wie es euch gefällt ausleben. Hört aber um Gottes Willen auf, eure Frauen zu irgendwas überreden zu wollen. Denn irgendwann sind sie so kaputt, wie ich und können Sex und körperliche Nähe nicht mehr zulassen.
Wenn es dann ganz mutige Frauen gibt,
die treten Euch in den A**** und jagen euch zum Teufel. Wir müssen das nicht mit uns machen lassen. Es gibt ganz bestimmt Männer da draußen, die uns so lieben, wie wir sind und wie wir es verdient haben. Ich bin noch nicht soweit. Irgendwann jedoch, will ich so sein. Ich bin ich und wer mit mir zusammen sein möchte, soll mich so lieben wie ich bin, auch ungeschminkt und in Jogginghose. Wer das nicht kann, hat mich aufgedonnert überhaupt nicht verdient. Ich habe das Recht, so zu sein wie ich bin, ohne mich verstellen zu müssen. Irgendwann komme ich da wieder hin, dass ich Sex und körperliche Nähe zulassen kann.
Ich schaffe das,
aber das geht nur, wenn die Männer da draußen, auch mal umdenken. Warum habt ihr denn eure Frau geheiratet? Weil sie gut kochen und putzen kann und sich sonst auch um alles kümmert? Oder weil ihr sie liebt, weil sie sexy ist, auch wenn sie ein paar Kilo zu viel hat oder hier eine Falte oder da eine Beule? Ihr schiebt doch auch eure Bäuche in der Gegend rum und keinen interessiert’s. Warum ist es also für euch Männer immer relevant, wenn die Frau nach den Geburten der Kinder ein paar Kilo zu viel hat? Weshalb sind Beulen oder Falten relevant?
Mal darüber nachgedacht,
dass die meisten Frauen, bei all dem putzen, kochen, Kinder und arbeiten, Männern hinterher räumen, die Frau gar keine Zeit, geschweige Lust hat, Sport zu machen? Wann soll sie das denn alles tun und warum? Nur damit der Kerl, mit seinem vor sich herschiebenden Bauch, sich mit seiner ach so hübschen Frau brüsten kann? Hübsch ist die Frau immer noch, nur gestresst von all dem, was sie allein bewerkstelligen muss. Denn: MÄNNER MÜSSEN DAS JA NICHT.
Männer denkt einfach mal darüber nach,
was ihr in den Köpfen eurer Frauen anrichtet. Wenn es wirklich nicht mehr passt, habt wenigstens, den Anstand und sagt es ihr und ruht euch nicht auf dem aus, was sie alles tut und ihr nicht mehr müsst.
Ihr wollt Sex und körperliche Nähe?
Dann behandelt eure Frauen auch wie Frauen, sexy Frauen und nicht wie Sklaven, Putzfrauen oder Köchinnen.
Warum Diäten denn die meisten Frauen andauernd?
Richtig, weil sie in ihrem Kopf ständig gesagt bekommt, sie muss sexy für ihren Mann sein.
Warum haben Frauen weniger Lust auf Sex? Weil sie keinen Bock auf irgendwelche Dinge haben, die die Männer wollen und/oder sie einfach am Ende des Tages einfach zu erschöpft sind, um den Herren auch noch zu beglücken. Alle die Kinder haben, wissen das man nicht mehr nach Belieben immer und überall übereinander herfallen kann. Das ist schade, aber es kommen auch wieder andere Zeiten. Schließlich wollten ja beide Kinder, nicht wahr.
Frauen wollen auch, essen was sie wollen,
auch anziehen was sie wollen und gerade zu Hause auch mal in Schlabberlook rumlaufen. Klar sieht es immer doof aus, wenn sie geschminkt zur Arbeit geht und zu Hause ist sie meistens ungeschminkt. Aber wir Frauen dürfen das auch.
Also meine neuer Lieblingsspruch:
Happy Wife, Happy Life 😉
Oh ha, dass ist jetzt viel geworden, aber aufteilen ist auch blöd. Ich hoffe ihr lest es trotzdem und gebt euren Senf dazu. Ja ganz schön persönlich, aber ich will sagen, was ich denke und fühle – nur so geht’s mir besser. Unterdrückt habe ich es 30 Jahre lang, jetzt ist Schluss damit. Hab euch lieb 😘❤
P.S: Gefühlt bin ich jetzt 36 Stunden auf den Beinen. Ich hoffe wirklich, dass ich heute schlafen kann. Sonst mach ich den Zombies bald Konkurrenz. Ach ja, noch was positives: ich find es toll, hier in meinem Büro.😊😉