Mein Blog ist auch….Therapie für mich
Hui, ich bin wohl aufgeflogen beziehungsweise mein Blog.
Wie aufgeflogen? Na auf der Arbeit. Heute, nach zwei Tagen habe ich es dann endlich geschafft, es meinem Mann zu sagen. Ich weiß nicht genau warum ich es ihm nicht gleich gesagt habe, aber ich musste es wahrscheinlich erstmal mit mir selbst vereinbaren und gucken, wie ich damit klarkomme. Seine erste Frage dazu war: “Was war dein erster Gedanke?“ Was denkt ihr, wie fiel wohl meine Antwort aus?
-Ja richtig: “Ach du Scheiße!“-
Jetzt werden viele meinen, wenn ich das nicht gewollt hätte, hätte ich es nicht öffentlich machen dürfen. Der Gedanke an einen Blog schlummerte aber schon länger in meinem Kopf, schon vor Ausbruch meiner Krankheit. Um eben das Ganze aus meinem immer grübelnden Kopf zu bekommen, habe ich mich dazu entschlossen. Natürlich war mir auch bewusst, dass es jeder lesen kann und mir war/ist es eigentlich egal. Sonst hätte ich ja, wie gesagt auch Tagebuch schreiben können. Da lernt man aber eben keine Leute kennen, die mich verstehen. 😊
In meinem Kopf geht seitdem doch einiges vor.
Eine liebe Kollegin hat mich heute angeschrieben und gefragt, ob sie es lesen darf. Ja natürlich, es ist öffentlich. Ich kann niemanden davon abhalten es zu lesen und will es auch nicht. Trotzdem ist in meinem Köpfchen ganz schön was los. Dauernd kreisen die Gedanken darum, was wohl auf der Arbeit geredet wird. Es wird gelästert und gehetzt und sich wahrscheinlich lustig gemacht. Ist das gut für mich? Wahrscheinlich nicht. Denn in meinem Kopf ist es nun mal so, dass ich denke, niemand lässt ein gutes Haar an mir. Ich weiß wie viel Mist dort immer geredet wird, jeder über jeden und das beschäftigt mich gerade jetzt wieder. Sollte es nicht, aber tut es.
-Zumindest habe ich mich heute darüber gefreut, dass besagte Kollegin schrieb, dass sie es gut findet.-
Sie ist wohl auch die einzige die sich freuen würde, wenn ich wiederkomme. Sie und vielleicht auch wenige andere Personen, die mir lieb sind fragen sich jetzt vielleicht, weshalb ich es ihnen nicht gesagt habe, dass ich einen Blog habe/schreibe. Das ist ganz einfach, wegen den Gedanken in meinem Kopf, dass nur geredet wird. Ich habe meinen privaten Facebook Account deaktiviert und war auch schon drauf und dran viele der Telefonnummern zu löschen. Hätte ich jetzt aber den Personen die mir lieb sind, gesagt was ich mache, wäre es viel früher aufgeflogen. Nein, es heißt jetzt nicht, dass es schlimm für mich ist.
Die Gedanken sind eben da.
Sie reden schlecht, machen sich lustig und wahrscheinlich verstehen sie mich noch schlechter. Meine Fassade ist eingestürzt, jetzt könnte ich dort nicht mehr so tun, als würde es mir gut gehen. Das sind meine Gedanken. Genau das ist ja mein Problem, ich denke schon wieder viel zu viel darüber nach. Ich soll mir doch sagen: “Was interessieren mich andere Leute? Ich bin wichtig! Wenn sie meinen, sie haben nichts Wichtigeres zu erzählen, als über andere herzuziehen, tut es mir leid.“ Vielleicht sind es ja auch nur mal wieder meine Gedanken und es ist gar nicht so schlimm. Ach, wenn ich das doch nur glauben könnte.
-Ich will mich halt einfach nicht mehr verstellen müssen.-
Damit erreiche ich nichts. Ich brauche auch keine Leute um mich, die mich nur mögen oder so tun als ob, wenn ich mich so gebe wie sie es wollen. Ich weiß mittlerweile, auf wen ich zählen kann und es ist wie bei allem. Wenn es einem schlecht geht, weißt du wer deine Freunde sind. Das sind wenige, aber das kann ich verkraften, weil ich Menschen ja immer noch hasse.Das ist, dass aber, wenn man nicht will, dass alle es lesen, sollte man sowas nicht tun. Auch wenn mein Kopf gerade wieder rattert, tu ich es trotzdem.
Beim Erstellen der Website, habe ich immer wieder gelesen, was es alles für Ausflüchte gibt. Ganz oft kamen dann auch die Sprüche, wenn du dir Sorgen machst was Leute aus deinem Umfeld darüber denken, wirst du nie einen Blog schreiben. Klar, ich habe mir schon immer zu viele Sorgen und Gedanken darüber gemacht, was andere von mir denken. Ich bin ja nicht umsonst zu Hause. Dies muss ich ja aber abstellen und um das auch zu können und zu lernen, habe ich auch diesen Blog gemacht. Dadurch habe ich schon soooo viele böse Gedanken aus meinem Kopf gekriegt. Ich glaube sogar, hätte ich das nicht gemacht, wäre ich noch nicht so weit, wie ich jetzt bin. Für einige mag das wenig sein, aber bei einem geht es schneller und bei dem anderen geht es langsamer. Wie sage ich immer so schön:
-„Wärst du meinen Weg gegangen, wer weiß wie es dir gehen würde.“-
Viele halten dies für Modekrankheiten, die wenigsten verstehen es und komischerweise die aus dem Umfeld am wenigsten. Wie ich schonmal sagte, ich sehe ja nicht krank aus. Man kann aber den Leuten nur vor dem Kopf gucken, niemand weiß wirklich was er im Inneren verbirgt oder durchmacht. Wie oft habe ich auf die Frage: „Wie geht’s dir?“ geantwortet „gut“, obwohl es nicht ansatzweise der Wahrheit entsprach.
Diese Frage ist meines Erachtens heutzutage auch nur Geplänkel.
Es interessiert eigentlich niemanden, wie es einem wirklich geht. Die meisten machen nur ihr Ding und andere Menschen interessieren gar nicht. Auf manchen Leuten wird auch immer wieder herum getrampelt und die die trampeln merken nicht mal was sie anrichten. Denn keiner macht den Mund auf, um sich zu wehren. Jeder nimmt es hin oder schmeißt am Ende das Handtuch.
Jemand hat zu mir gesagt,
ich solle doch endlich den Mund aufmachen, damit endlich was dagegen getan wird. Ich finde, ich bin nur ein Tropfen, auf dem heißen Stein. Das ich, was ändern kann glaube ich nicht, aber das ist bestimmt nur auch wieder mein Kopf, der mir das immer noch einredet. Vielleicht ist es auch immer noch die Angst, dass mir keiner glaubt. Wie gesagt, die Arbeit an sich, hat mir immer Spaß gemacht. Es muss aber eben auch das drumherum passen und wenn man nicht weiß, wem man vertrauen kann und mit wem man reden kann, ist es schwierig.
-Denn das Motto dort scheint immer noch jeder gegen jeden zu heißen, was mir so zu Ohren kommt.-
Wie bitte kann ich dann annehmen, dass mir geholfen wird? Wie kann ich keine Angst haben, dass ich gar nicht die Chance erhalte gesund zu werden und mir einfach irgendwann die Kündigung ins Haus flattert? Jetzt werden viele sagen, bei Krankheit kann nicht gekündigt werden. Firmen haben Mittel und Wege, um Leute loszuwerden. Das ist dann auch der Druck, der mir ständig zu schaffen macht. Ich habe Angst am Ende ohne etwas dazustehen und das nimmt mir die Freiheit, die ich brauche gesund zu werden. Ja, ich weiß im letzten Beitrag habe ich noch geschrieben, dass es dauert solange wie es dauert. Das weiß ich auch, aber so sind meine Gedanken, heute so und morgen so. Wenn ich irgendwann an dem Punkt bin, dass mir das nichts mehr ausmacht, bin ich wohl so gut wie gesund😉
Es sind schon ein paar Leute bei uns gegangen
und das nicht, weil sie einen besseren Job gefunden haben, sondern weil sie nervlich nicht mehr konnten. Ja das klingt hart, aber ich rede hier nichts mehr schön, denn ich bin eigentlich der Meinung, dass dies geändert werden müsste. So gehen die Leute und es bleibt alles so wie es war, weil keiner den Mut hatte es auszusprechen, sodass man eventuell hätte was ändern können. Ich bin ja auch so eine, ich habe ja auch Angst es auszusprechen. Selbst jetzt, beim Schreiben zittert mein ganzer Körper. Ich kann mir gerade nicht vorstellen, dass ich mit meinem Chef zusammensitze und mit ihm über alle Probleme rede. Bei dem Gedanken wird mir ganz schlecht. Hängt wohl auch damit zusammen, dass ich immer denke das ich sowieso schon abgeschrieben bin. Ja, da ist es wieder denk, denk, denk, dass muss aufhören und ich hoffe durch diesen Beitrag geht’s mir dann auch wieder besser.
Ja, es ist gewagt öffentlich zu schreiben,
denn quasi kann es wirklich jeder lesen, mein Arzt, meine Therapeutin, mein Chef, meine Schwester und weiß Gott wer noch alles. Es wird aber überall soviel gezetert und geschimpft, dass Leute wie ich, die über ihre Ängste und alles was sie durchmachen, eventuell damit auch anderen Leuten helfen und sich selbst auch. Der beste Nebeneffekt an dem Ganzen ist, dass man Menschen kennenlernt, die dich verstehen und wissen was du durchmachst und dafür ist so ein Blog super. Wie ich ja feststellen muss, wird man viel zu häufig abgestempelt. Letzens habe ich einen Kommentar gelesen, in dem Stand:
-“Die Technik entwickelt sich stetig weiter, nur die Menschheit nicht.“-
Da ist was Wahres dran. Der Mensch verurteilt noch immer Schwule, Lesben, Transgender, Arme, Behinderte und auch Leute wie mich. Warum? Weil sie es nicht verstehen und/oder nicht verstehen wollen. Der Mensch ist einfach zu festgefahren, anscheinend wollen viele sich nicht weiterentwickeln. Deshalb finde ich es auch schwierig, in der Gesellschaft klar zu kommen, denn wenn du „anders“ bist, gehörst du nicht dazu.
Ich weiß nicht was ich tun soll. Schon bin ich wieder das kleine hilflose, verängstigte Mädchen.
Was würdet ihr machen? Weglaufen wie andere? Sich dem Druck einfach nicht ergeben, sondern sich aufs Gesundwerden konzentrieren? Ich habe wie immer keine Antworten darauf. ☹
Ich muss jetzt erstmal runterkommen. Schreibt mir, wenn ihr wollt, egal wo, ich freu mich drauf 😊