gesundheit

Depression, Angst und paranoide Züge

Depression, Angst, paranoide Züge

„Ein großer Topf voll Fragezeichen ???“

Keine Angst, es kommen jetzt keine ewig langen Erklärungen. Die gibt es zur Genüge und ganz ausführlich im Netz.

Es ist noch nicht allzu lang her, als ich zusammenbrach und dann beim Arzt saß. Der mir dann sagte: Depression! Dazu eine Überweisung zum Psychologen.

Mein Problem an der ganzen Situation war/ist, ich wusste mit mir stimmt etwas nicht, aber ich eine Depression???

Dann fängt man an das Internet zu durchforsten, welches man eigentlich tunlichst vermeiden sollte.

Da liest man dann so Dinge wie:

Schmerzen

Müdigkeit

nachlassendes sexuelles Interesse

Reizbarkeit, Angst

Lustlosigkeit

missmutige Stimmungslage

Schlafstörungen

Appetitlosigkeit

Keine Lust auf irgendwas

Tja, nun muss ich gestehen viele dieser Punkte treffen auch auf mich zu.

Schlafstörungen, ständige Müdigkeit und keine Lust auf irgendwas waren/sind meine Begleiter seit knapp zwei Jahren schon. Nun fragen sich einige vielleicht, warum ist sie nicht früher zum Arzt? Leider empfinde ich es so, dass solche, ich sag jetzt mal Symptome in unserer Gesellschaft noch nicht als Krankheit angesehen werden. Meine Güte, dann hat man halt mal einen schlechten Tag. Das wird schon wieder. Ich habe es selbst eine lange Zeit nicht gesehen oder nicht wahrhaben wollen. Viele verstehen es auch nicht und sind der Meinung, wenn man ein paar Tage weg fährt wird es wieder. Ich gebe zu, ich dachte das auch. Zwei Wochen krankgeschrieben, dann geht es wieder. Weit gefehlt. Mein Körper, mein Kopf will scheinbar alles das rauslassen, was ich jahrelang hinter einer großen Mauer verbannt habe. Jetzt kann ich es sagen: Ich bin fertig!!!

Und um Gottes Willen, nein, ich liege nicht den ganzen Tag im Bett
oder bin todtraurig.

So ist das nicht. Ich habe auch gute Tage oder Momente. Es kann sich aber von einer Minute auf die andere ändern. Meine Gedanken stehen nicht still. Bin ich wirklich so schwach? Bilde ich mir das alles nur ein? Was soll das denn, andere Frauen haben auch Haushalt, Kinder und so weiter. Wieso bekomme ich Panikattacken, wenn ich in die Richtung meines Arbeitsplatzes fahre? Warum bin ich nicht mehr in der Lage, vernünftig einzukaufen oder jemanden anzurufen? Ich habe Angst! Womit wir beim Thema Angst und paranoide Züge sind.

Ich habe erst drei Therapiesitzungen hinter mir und bei der letzten gab es dann die Auswertung.  Teilweise erschrocken bin ich darüber. Ich habe eine tiefe Traurigkeit in mir, Angst vor sozialem Kontakt und auch paranoide Züge. Nach der Therapiestunde fuhr ich dann mit noch mehr Fragezeichen nach Hause und ich muss noch bis zur nächsten Woche auf eventuelle Antworten warten.

Ich habe wirklich viel erlebt in meinen vierzig Lebensjahren und ich habe immer gesagt, man soll nicht alles auf die Kindheit schieben. Man kann ja auch nicht fremdgehen und dann behaupten, dass der Alkohol schuld war. Scheinbar ist aber einiges nicht so gelaufen, wie es sollte und ganz langsam sehe ich das ein. Man kann scheinbar nicht ewig alles hinter dicken Mauern verstecken.

Mein Selbstwertgefühl ist schon sehr lange im Eimer, ich bekomme zwar Komplimente, aber ich kann sie nie glauben. Ich denke immer, dass ist nicht ernst gemeint. Ich hinterfrage sooo vieles, denke keiner mag mich, jeder will mir was Böses.

Warum schreibe ich dann jetzt diesen Blog?

Eine gute Frage.

Viele meinen, man sollte das der Öffentlichkeit nicht preisgeben. Aber genau das ist ja das Problem – finde ich. Es wird nicht als Krankheit gesehen und solange die Leute so denken, trauen sich die Betroffenen auch nicht, es zuzugeben und sich Hilfe zu holen. Depressionen und Angst haben heftige Auswirkungen auf das Leben und allem was dazu gehört. Wir Menschen müssen lernen und begreifen, dass es Krankheiten sind, die unbehandelt auch tödlich enden können. Das es Krankheiten gibt, die man nicht unbedingt jedem ansehen muss. Es ist ja allgemein bekannt, dass wenn man den Kopf nicht unter der Schulter trägt, man gar nicht so krank sein kann. Also denkt nicht immer: “Ich muss stark sein.“ oder „Ich kann doch wegen sowas nicht zum Arzt gehen.“

Da fällt mir noch ein Spruch ein:

„Ich kann nicht zum Arzt gehen, denn ich muss zur Arbeit!“

Jeder der sich nicht wohl in seiner Haut fühlt, sollte sich helfen lassen.

Deshalb dieser Blog.

Es geht nicht nur um Depressionen oder Angststörungen. NEIN. Schreiben ist für mich aber wie eine Therapie. Ich kann all meine Gedanken rauslassen und Männer/Frauen vielleicht helfen. Man kann sich austauschen. Ich denke jeder macht andere Erfahrungen und hat andere Tipps. Meinem Kopf geht es gut, wenn ich schreibe. Ich habe nicht so viele Leute mit denen ich reden kann oder will. Man will dies ja auch nicht jedem erzählen. Meistens denkt man ja auch, dass die Leute einen nicht verstehen und die nur denken: „Stell dich mal nicht so an!“

Also schreibe ich und die ganze weite Welt kann es lesen 😊

Vielleicht interessiert es jemanden, vielleicht hilft es jemanden, vielleicht aber auch nicht.

Klingt egoistisch, aber mir hilft es und deshalb werde ich auch weiter machen.

4 Kommentare

  • Mareena

    Danke für deinen Blog.

    Ich habe auch diese Mischung und bei Ärzten und Co wird man aber immer nur auf die Depression reduziert, so war meine bisherige Erfahrung.

    Mittlerweile merke ich wenn die paranoiden Züge wieder zunehmen. Ich verurteile mich auch nicht mehr, wenn die Feindseligkeit und die Agression dabei steigt. Das gehört ja leider bei den paranoiden Zügen dazu. ich merke es immer an den Reaktionen der Menschen und in Gesprächen konzentriere ich mich dann auf mich und dem was ich will und versuche gar nicht erst an der Aggression oder Feindseligkeit was zu ändern, weil ich es im Moment einfach nicht geht. Oder ich sage etwas zu meinem Verhalten, wenn ich es noch kann.

    Durch diese verrückte Zeit in der wer wir gerade sind, habe ich das Gefühl die paranoiden Züge gewinnen immer mehr Oberwasser. Ich muss mich dann immer wieder einnorden, wie ich es nenne und den Realitätscheck machen.

    Angst, lange wußte ich überhaupt nicht das ich Angst habe. Keinem Therapeuten ist aufgefallen das ich über Ängste und Sorgen nicht spreche.
    Ängste äußern sich bei mir sehr körperlich durch Schmerzen, Schwindel usw. und nicht durch die Klassiker wie Herzrasen, Beklemmung u.ä.
    Es hat Jahren gedauert und mittlerweile spüre ich Angst, was alles andere als angenehm ist. Aber ich froh das ich sie spüre, dann kann ich gucken was los ist.
    Ich habe gelernt zwischen Ängsten und Sorgen zu unterscheiden.

    Mittlerweile habe ich das Gefühl das sich bei Ärzten und Therapeuten was tut und mehr nach links und rechts geguckt wird.
    Ich würde mir wünschen das es aufhört, das man als erstes die Diagnose Depression bekommt, dann die Schachtel bzw. das Rezept über den Tisch geschoben wird und wenn man dann nach 5 oder 10 Jahren immer noch Symptome hat und die Schwierigkeiten nicht kleiner geworden sind, das dann geguckt wird was eigentlich los ist.

    • FrozenInes

      Hey,

      oh bitte gerne.

      Ja psychische Erkrankungen zu haben ist in der Tat nicht einfach. Ich weiß jetzt nicht aus welcher Ecke du kommst, aber hier im Osten ist es meiner Meinung nach viel schlimmer. Es wird einfach unterschätzt und jeder gibt dir das Gefühl, dass du nur spinnst und dir alles einbildest. „Stell dich mal nicht so an“ ist ein Standardsatz. Am liebsten verschreiben sie Medis und dann sie zu das du Land gewinnst. Das gibt einem das Gefühl, dass dir nicht geholfen wird, was ja auch nicht der Fall ist und es zieht dich noch mehr runter. Es ist einfach nur traurig. Deshalb habe ich ja auch diesen Blog, dass sich Gelichgesinnte austauschen und gegenseitig helfen können.

      LG Ines

  • AxelG

    Deine Ausführungen zu diesem Thema hast Du sehr real ausgedrückt. Ich kenne keine Angstzustände oder paranoide Vorstellungen. Aber ich kenne sehr gut Depressionen, unter den ich vor fast 20 Jahren gelitten habe. Daher kann ich Deine Worte sehr gut nachvollziehen. Solche Erkrankungen, für die man sich nicht schämen muss, sind mittlerweile leider zur Volkskrankheit geworden. Es ist absolut erforderlich, dass man sich diesbezüglich professionelle Hilfe sucht und diverse Therapien vollzieht. Man muss aber auch versuchen, an sich selbst zu arbeiten, sich abzulenken, sich zu beschäftigen und man darf niemals den Glauben an einer Gesundung verlieren. Auch die Familie und Freunde sind ein gutes Mittel, um diese Zustände abzuschwächen und besser zu verarbeiten. All das ist Dir zum Glück gegeben, Frozenini. Du darfst nie den Mut und die Hoffnung verlieren, denn die Gesundung diesbezüglich wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Aber Du wirst es schaffen. Da bin ich mir sicher…

    • FrozenIni

      Hallo AxelG,

      ich möchte in diesem Blog auch so schreiben, wie ich es erlebe, wie ich lerne wieder zu mir zu finden und das ohne mich zu verstellen. Das dies nicht einfach wird, ist mir endlich klar geworden. Ich werde mir aber die Zeit nehmen die ich brauche. Dieser Blog bzw. das Schreiben hilft mir sehr und alles andere wird die Zeit bringen. Also bleib dran, dass würde mich sehr freuen.

      Liebe Grüße
      FrozenIni

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert