gesundheit

Das erste Gespräch, die erste Sitzung

Wie läuft das ab? Muss ich Angst haben?

Bei dem was man so liest und hört, werden einige schon wissen wie es abläuft. Dennoch möchte ich es denjenigen die noch mit sich hadern, zum Therapeuten zu gehen einen kleinen Einblick geben. Meine erste Sitzung ist jetzt zwar schon etwas her, aber dass ist ja auch egal.

Anfang November, es war ein Mittwoch, bekam ich von der Therapeutin, die ich mir ausgeguckt hatte eine Mail das sie am Donnerstag (also am nächsten Tag) einen Termin frei hätte. Ich möchte mich doch bitte umgehend melden, ob ich diesen Termin so kurzfristig wahrnehmen kann.

Puh, dass ging schnell.

Es hieß doch Wartezeiten bis zu 6 Monate bzw. von ihr zwischen Dezember und Februar. Mein Kopf ratterte, soll ich das machen? Dann muss ich früh raus. Bei meinen derzeitigen Schlafstörungen fällt mir das frühe auf stehen sehr schwer. Bekomme ich das hin? Mich aufraffen, fertig machen und in die Stadt fahren in der ich eigentlich auch arbeite, ohne Panik zu bekommen???!!! Ich habe zu gesagt, es ist ja nichts „Schlimmes“, sie will ja nur versuchen mir zu helfen.

Dann geht’s weiter mit dem Gedankenkarussell. Man kennt ja Therapeuten nur aus dem Fernsehen (also mir geht’s so) und vom Hören-Sagen. Was passiert dort? Steht dort auch eine Couch? Läuft es so ab wie man es immer sieht? Ich mein, die Therapeuten, die ich im Fernsehen sehe sind immer nett und fähig, aber es ist eben Fernsehen.

Die Nacht war natürlich der absolute Horror.

Ich muss morgen raus, in die Nähe meines Arbeitsplatzes, obwohl ich doch momentan so selten raus gehe. Also habe ich kaum ein Auge zu gekriegt und dann klingelte der Wecker. Aufgestanden, fertig gemacht und losgefahren – bis dahin alles gut. Aber: Ich kam ja immer näher in Richtung Arbeit und umso näher ich kam umso schlechter ging es mir. Trotz alledem bin ich pünktlich angekommen.

Zehn Minuten zu früh.

Ich bin meistens immer und überall zu früh. Viele kommen stets und ständig zu spät, nur ich bin immer zu früh. Trotzdem klingelte ich und mir wurde die Tür geöffnet. Begrüßung und kurze Frage ob ich denn nochmal ein WC bräuchte und dann ging es nach oben ins Büro, Therapeutenzimmer? Keine Ahnung wie man es nennt, ist ja auch egal.

In diesem Raum stand dann tatsächlich ein Sofa, aber auch zwei bequeme Sessel in die wir uns nieder ließen. Kurze Fragen ob ich denn gut hergefunden hätte und ob es schwer für mich war beantwortete ich wahrheitsgemäß.

Dann kam der Satz:

Erzählen sie doch mal, weshalb sie hier sind! Dies habe ich getan bzw. versucht, denn im Grunde weiß ich es nicht wirklich, deshalb bin ich ja da. Es war komisch, im Fernsehen sieht man ja ganz oft, dass die Leute am Anfang gar nicht reden, aber ich habe geredet und geredet. Ja, ich habe zwischendurch immer mal wieder am ganzen Körper gezittert, aber ich antwortete auf alles offen und ehrlich, auch auf Dinge die ich nicht hätte beantworten müssen. Schwupp, Stunde um.

In der ersten Stunde hat sie dann noch keine genaue Diagnose stellen können, es schwankt zwischen Depression, Angststörung und Erschöpfung. Sie sagt bei mir wäre viel aufzuarbeiten, was ich in den vergangenen Jahren konsequent verdrängt habe. Ich habe alles in mir aufgestaut und es ist wohl nicht selten, dass Frauen das in einem Alter zwischen 35 und 40 erleben. Da sind wir reifer und bereit alles Aufgestaute zu verarbeiten.

Ich soll mir die Zeit nehmen die ich brauche, um mich wieder neu zusammenzusetzen.

Sie hat mir noch ganz viele Zettel zum Ausfüllen mitgegeben, so Fragebögen die ich beantworten soll. Hilfe, soooo viele Fragen.  Dann haben wir einen neuen Termin ausgemacht und ich bin mit vielen Gedanken, aber euch ein wenig befreiter Richtung Heimat gedüst.

Zu Hause angekommen, schaute ich mir die Fragebögen mal genauer an.

Oh Hilfe, wirklich sehr vielen Fragen und alle soll man ehrlich beantworten. Die werden dann beim nächsten Termin ausgewertet und dann schauen wir mal, wie „kaputt“ ich bin.

Es geht um zur Zeit regelmäßige Schmerzen, Kopf/Rücken und so Sachen, natürlich auch die Frage ob man suizid gefährdet ist (NEIN, ich bin es nicht). Dinge, wie man mit Menschen klarkommt und so Sachen. Bin echt gespannt was dabei rauskommt. Tatsächlich habe ich aber in den Wochen alles mitgenommen was man mitnehmen kann. Ständig habe ich Kopfschmerzen, Rücken und Nacken und zu allem Überfluss kam dann auch noch das Ziehen in der Brust. Das hat mir Angst gemacht. Ich meine, ich bin ja nicht mehr die Jüngste und ab und an macht man sich schon so seine Gedanken. 

Nun muss ich heute Nachmittag noch zu meiner Ärztin

und mit ihr darüber reden. Gesagt, getan. Hab ihr das erzählt, das ich mir die Zeit nehmen soll die ich brauche. Sie meinte auch, dass es nicht so schnell geht, wenn man so viel aufarbeiten muss. Das Ziehen in der Brust ist tatsächlich ein Symptom, ich habe es abklären lassen – alles in Ordnung.

Wie verarbeitet man 25 – 30 Jahre auf die Schnelle???

Weiterhin zu Hause, aber wisst ihr was? Etwas „schönes“ für mich, habe ich auch immer noch nicht getan. *schäm*

Ich habe aber Spaß daran zu schreiben und ich merke, dass es mir gut tut wieder mehr Zeit mit meinen Kindern verbringen zu können. Das ist soooo schön.

Es wäre doch aber zu schön,

wenn es mir doch einfach mal ein paar Tage gut gehen würde. Da flattert eine komische Rechnung ins Haus von 2016, die ich nun klären darf und dann schreibt mir meine Lieblingskollegin, was es so „neues“ gibt. Sie wird natürlich von den Kollegen ausgehorcht, was denn mit mir ist. Dann sind Gerüchte im Umlauf, dass ein Ersatz für mich gesucht wird. Hmmmm, irgendwie kann ich es ja nachvollziehen, aber das Gedankenkarussell springt gleich wieder an. Ich wollte doch eigentlich erstmal nur an mich denken und gesund werden und nun muss ich mir Gedanken um meinen Job machen?! Ja, ich weiß, der hat mich krank gemacht, wieso also zerbreche ich mir den Kopf darüber. Es werden sich Dinge zusammen gesponnen, von wegen ich würde mir was anderes suchen und deshalb komme ich nicht mehr. Als hätte ich gerade irgendeinen Nerv dazu mir einen neuen Job zu suchen. Chef meldet sich auch nicht. Ich wollte meine Ruhe und nichts von dort hören, aber wenn man sowas hört und von ihm kommt auch nichts, fängt man das Grübeln wieder an.

Man kann aber auch nicht aufhören mit grübeln,

denn heute erzählte mir mein Göttergatte, dass er in der Firma beiseite gezogen wurde und im Vertrauen gefragt wurde, was denn mit mir sei. Meine Arbeitskollegin, hätte seine Frau gefragt, ob sie was wüsste. Ich muss dazu sagen, dass wir zwar im selben Wohngebiet wohnen, aber mehr haben wir nicht miteinander zu tun. Das ist unglaublich. Soll sie mich doch fragen, wenn sie es wissen will und nicht über hunderttausend Ecken versuchen an Infos zu kommen. So ein Gerede und Getue regt mich schon wieder auf. Jeder erzählt was anderes und jeder noch ein bisschen dazu – ihr kennt das.

Bin ich eigentlich komplett bescheuert? Ich muss/will gesund werden. Kopf aus und an was „schönes“ denken oder machen. Leichter gesagt als getan.

Hinterlasst gerne Kommentare und wenn ihr noch Fragen zur ersten Sitzung habt oder allgemein einfach fragen.

Bis zum nächsten Mal….

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