Angst, tausend Gedanken, alte Muster
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Angst, tausend Gedanken, alte Muster…

Boah Leute, ich will echt nicht rumjammern,

aber ich muss euch sagen, ich bin echt durch mit dem Thema Mathe. Das könnt ihr mir echt glauben. Angst, tausend Gedanken, alte Muster. Seit gefühlten drei Monaten sitzen wir jetzt daran. Funktionen, Gleichungen, Satz des Pythagoras, Dreisatz, Zins, Köperberechnung, Sinus, Kosinus, Textaufgaben, PQ-Formel und gefühlt noch unendlich mehr. Heute (Donnerstag) haben wir noch ein letztes Mal, ganze sechs Stunden geübt. Wir sind alles nochmal durchgegangen und dennoch habe ich Angst.

Ich weiß das klingt blöd,

wir haben wirklich viel gelernt. Mein Sohn und auch ich können das Wort Mathe schon nicht mehr hören. Wirklich wahr. Durch Corona aber und den vielen Schulausfall, konnten sie nun aber nicht viel in der Schule lernen. Da mein lieber Sohnemann nicht das größte Mathegenie ist und ich wirklich möchte das er die Prüfung besteht, habe ich mir das eben alles angenommen, nach 26 Jahren raus aus der Schule. Angst, tausend Gedanken, alte Muster kommen da leider wieder zum Vorschein. Nach dem Lernen, fragte ich meinen Mann, ob er mich bitte mal in den Arm nehmen kann.

Ja echt, ich brauchte das.

Ich bin wirklich durch damit, ich kann nicht mehr. Morgens aufstehen mit Mathe, abends hinlegen mit Mathe. Wenn ich ganz viel Pech hatte, träumte ich auch noch von Mathe. Von X und Y, Hypotenusen, Alpha, Gleichungsumstellungen und so weiter. Das Schlimme an dem Ganzen finde ich, dass ich mich selbst frage, ob ich genug getan habe, ob es reichen wird. Mein Mann sagt, dass ich das habe und auch eine liebe Freundin, namens Katrin. Trotz wochenlangem Lernen, fühle ich mich nicht so, als hätte ich genug getan. Ich frage mich immer wieder: „Habe ich alles gegeben, um meinen Sohn gut vorzubereiten?“ Fühlen tu ich mich jedenfalls nicht so und Angst, tausend Gedanken, alte Muster kommen wieder durch.

Ich weiß das er es kann

und er hat ja auch viel gelernt. Diese Angst, tausend Gedanken, alte Muster liegen ja nicht an ihm, dass kommt ganz allein von mir. Mein Kopf denkt wieder zu negativ, obwohl er das eigentlich nicht sollte. Ich kenne aber eben das Ergebnis der Vorprüfung und sehe die vielen, kleinen Flüchtigkeitsfehler und da denke ich wieder und denke und denke. Es hört nicht auf, ich denke negativ. Mein Sohn merkt das vielleicht auch, was ich nicht hoffe. Denn das letzte was ich will, dass er sich wegen mir fertig macht. Aber so sehr ich es auch versuche, ich kann es nicht abschalten. Die Angst, tausend Gedanken, alte Muster haben mich wieder voll im Griff. Ich weiß auch ganz genau, dass sich das erst ändert, wenn die Ferien vorbei sind und sie die Ergebnisse bekommen.

Das klingt total bescheuert, dass weiß ich.

Als würde ich meinem Sohn überhaupt nichts zutrauen. Jeder sagt mir, dass er es schafft, nur mein blöder Kopf denkt wieder alles kaputt. Warum ist das so? Klar, will ich das er seine Prüfungen schafft. Denn eigentlich will ich nicht, dass er die zehnte Klasse nochmal wiederholen muss. NEIN, nicht wegen mir, sondern wegen ihm. Er wird seit Jahren gemobbt in dieser Schule und niemand tut etwas dagegen. Ich wünsche mir einfach für ihn, dass er hinter diesen Lebensabschnitt einen Haken machen kann. Versteht ihr was ich meine? Scheiß Schule abhaken und einen neuen Lebensabschnitt beginnen. Ohne diese Menschen, die nichts anderes können, als blödes Zeug labern und verurteilen. Ich will nämlich nicht, dass er irgendwann auch diese Angst, tausend Gedanken, alte Muster durchstehen muss.

Nur deshalb mache ich mir so einen Kopf.

Wir haben es doch letztens erst wieder erlebt. Da schrieben die Kids in ihrer Whatsapp Gruppe, dass sie sich am Freitag nach der Matheprüfung treffen wollen. Bisschen Chillen und was trinken. Irgendwann wurde mein Großer dann gefragt, ob sie das nicht bei uns machen könnten. Nach kurzem überlegen sagte ich aber nein. Erstens weil wegen Corona. Größere Gruppen ja noch nicht erlaubt sind und zweitens hat mein Mann Frühschicht. Da hält der so viele Leute nicht aus. Sonst hätte ich nichts dagegen gehabt.

Kurz danach zog er ein Gesicht

und ich fragte was los ist. Er sagte nur er ist grade ein wenig wütend. Ich fragte warum, klar das interessiert mich. Er erzählte dann, dass er auf einmal ausgeladen wurde, da sie ihn sowieso nicht brauchen, da er ja nichts trinken würde. Das hat mich dermaßen aufgeregt, erst hier feiern wollen und dann ihn ausladen, weil er nichts trinkt. Muss man heutzutage trinken, nur damit man akzeptiert wird? Scheint ja so. Als man die Leute daraufhin ansprach, wurde es natürlich so hingestellt, als hätten sie es nicht so gesagt. Ich habe das schwarz auf weiß und könnte das jetzt hier zeigen, aber das muss ja nicht sein. Sowas regt mich einfach nur auf.

Er wird gemobbt,

weil er viel zu Hause ist, zockt und Serien oder Filme guckt. Ich habe ihn mal gefragt, was denn die anderen Jungs in seiner Klasse so in ihrer Freizeit tun. Die machen nichts anderes, aber die werden nicht fast täglich damit fertig gemacht. Was soll das? Das regt mich schon jahrelang auf und ja mein Sohn ist ein sehr ruhiger, zurückhaltender Typ. Er sollte mehr kontern. Wir haben beide beschlossen, dass wir das ab sofort beide üben. Denn ich muss das ja auch und soll mir nicht immer alles gefallen lassen. Ich will nämlich nicht, dass er irgendwann später genauso endet und sich verstellt, nur damit andere ihn akzeptieren.

Angst, tausend Gedanken, alte Muster

sowas will keiner freiwillig haben. Bei mir dauerte es 30 Jahre bis es zum Vorschein kam, aber jetzt weiß ich was ich ändern und ständig üben muss. Mein Sohn kann das auch mit mir zusammen machen, wir können uns gegenseitig stärken und helfen. Denn seit ich weiß, was mit mir los ist, möchte ich das meine Kinder selbstbewusst durchs Leben gehen und sich nicht für andere verstellen, nur damit sie gemocht werden.

Ja, viele denken vielleicht,

ich bin eine Übermutter. Ich will alles das für meine Kinder tun, was ich damals nicht hatte, auch wenn es manchmal zu viel ist. Das ist aber nicht böse gemeint, ich hoffe, wenn ihr das hier irgendwann mal Lest, dass ihr das versteht. Ich habe euch einfach nur wahnsinnig lieb. Loslassen muss ich halt noch lernen und üben, dass fällt mir nicht leicht. Sie sind so schnell groß geworden.

 Ich möchte für sie da sein,

sie sollen, wann immer sie mich brauchen, wissen das sie zu mir kommen können. Egal bei was, ob sie schwanger sind oder anstatt, einen Mann eine Frau lieben oder umgekehrt. Das ist mir alles scheiß egal. Sie sollen nur keine Angst davor haben, es sagen zu können. Ich hatte damals Angst zu sagen was los war und habe alles was mit mir geschehen ist verdrängt und jetzt habe ich den Salat.

Das möchte ich für meine Kinder nicht.

Sie haben bei mir schon Alkohol getrunken beziehungsweise probiert, sie haben auch schon an meiner Zigarette gezogen. Viele denken jetzt um Gottes Willen, aber wenn ich es doch verbiete machen sie es doch erst recht. Denn wir alle wissen, was verboten ist, macht am meisten Spaß. So haben sie es probiert und siehe da Zigaretten schmecken nicht und Alkohol schmeckt meiner Kleinen (12) nicht und der Große ist seit seiner Jugendweihe auch geheilt.

Man muss nicht trinken oder rauchen,

nur weil andere es tun und weil man dann vielleicht cool ist. Ist man nicht, man macht es nur, in der Hoffnung das man von den anderen akzeptiert wird. Wo leben wir denn eigentlich, dass man Dinge tun muss, nur das andere mich mögen? Entweder sie mögen mich so wie ich bin oder sie können mir den Buckel runterrutschen. Ich weiß das zwar auch erst seit kurzem, aber ich habe vor längerer zeit einen Cut gemacht. Wer mit mir befreundet sein will, meldet sich, weiß wo ich wohne, wo man mich findet. Viele wollten es nicht und ich weiß nun woran ich bin.

Der Freundeskreis ist klein, sehr klein,

aber mittlerweile habe ich bei Instagram viele, liebe Menschen kennenlernen dürfen. Die einen erstens auch verstehen und die man vielleicht auch mal treffen kann. Da gibt es die ein oder andere, die ich gern mal treffen wollen würde. Zu diesem Cut habe ich meinem Sohn auch geraten, denn was bringen ihm denn Leute bei Whatsapp oder Insta, mit denen er nichts zu tun haben will. Er soll sie alle rausschmeißen und in seinem neuen Lebensabschnitt findet sich alles von alleine. Denn für ihn möchte ich das nicht: Angst, tausend Gedanken, alte Muster. Ich möchte, dass er keine Angst hat, dass er glücklich ist und sich nicht verstellt. Das wünsche ich mir von ganzem Herzen, für meine beiden Kinder und das der Große seine Prüfungen besteht beziehungsweise bestanden hat.

Morgen (Freitag) noch Mathe

und dann kann auch ich hoffentlich wieder entspannter sein und durchatmen. Hoffentlich hören dann auch die Angst, tausend Gedanken, alte Muster wieder auf. Denn das fühlt sich nicht gut an. Ich wollte das doch nicht mehr. Also drücken wir IHM alle die Daumen für seinen Abschluss, Freitag Mathe und dann noch zwei mündliche Prüfungen, dann ist er durch. Ich schmeiße dann eine Party und atme wieder durch. Bis dahin meine Lieben, bleibt gesund und drückt die Daumen.

Angst, tausend Gedanken, alte Muster – ihr könnt jetzt wieder aufhören😉 . Ich habe mir jetzt alles von der Seele geschrieben und hoffe das es wieder besser wird.

Update: Schriftliche Prüfungen sind geschrieben. Ergebnisse gibt’s am 05.06.2020. Sehr lang für meinen Kopf, aber ich schaff das.

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